La Paz – Boliviens Ex-Präsident Evo Morales will seine Anhänger nur unter bestimmten Bedingungen zur Beendigung ihrer Protestblockaden aufrufen. Erstens müsse seine Sicherheit und die seiner Mitstreiter garantiert sein, sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Mexiko-Stadt. Zweitens müssten die Todesfälle der vergangenen Tage aufgearbeitet werden.

In Bolivien haben erneut tausende Anhänger von Morales demonstriert. Bei Kundgebungen in Cochabamba, El Alto und La Paz forderten die Demonstranten am Montag den Rücktritt von Übergangspräsidentin Jeanine Áñez, die durch einen "Staatsstreich" an die Macht gekommen sei. Áñez hatte vor knapp einer Woche die Amtsgeschäfte übernommen.

Evo Morales im Exil.
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Ex-Präsident spricht von Putsch

Morales war am 10. November unter dem Druck von Militär und Polizei zurückgetreten, nachdem internationale Beobachter Manipulationen bei der Präsidentenwahl drei Wochen zuvor festgestellt hatten. Er spricht von einem Putsch. Am Dienstag vergangener Woche setzte er sich ins Exil nach Mexiko ab. Der erste indigene Präsident des Landes hatte für eine vierte Amtszeit kandidiert.

Anhänger des linken Ex-Staatschefs stellten Áñez in der Nacht auf Sonntag ein Ultimatum, binnen 48 Stunden zurückzutreten. Andernfalls würden sie weitere Straßensperren errichten. "Wenn sie zurücktreten würde, täte sie der Demokratie einen großen Gefallen", sagte Morales über Áñez.

Noch immer legen Straßensperren Teile der Hauptstadt La Paz lahm.
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Die katholische Kirche organisierte unterdessen einen Dialog zur Entschärfung des Konflikts. Es gebe den "Willen voranzukommen", sagte Eugenio Scarpellini von der bolivianischen Bischofskonferenz. Übereinkünfte seien in Arbeit. Drei Viertel der Bevölkerung bekennen sich zum Katholizismus.

Nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission starben seit Beginn der Unruhen in Bolivien 23 Menschen. Mehr als 700 wurden verletzt. (APA, 19.11.2019)