Singen im Chor kann bei Parkinson-Patienten zu einer Verbesserung der motorischen Leistung, Depressionen, sozialen Aspekte und der psychischen Befindlichkeit führen.

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Salzburg – Muskelzittern, verlangsamte Bewegungen und Sprechstörungen sind nur einige Symptome einer Parkinson-Erkrankung. In Österreich sind rund 16.000 Menschen betroffen. Eine Gesangstherapie kann Pilotstudien zufolge einige der Symptome lindern. Studien aus Australien, Korea, Großbritannien und den USA zeigen, dass gemeinschaftliches Singen die Lebensqualität von Parkinson-Patienten positiv beeinflusst.

Die Universität Salzburg startet deshalb in Kooperation mit der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg und der Diakonie ein Forschungsprojekt, das die Effekte des Chorgesangs auf Parkinson-Patienten untersuchen soll. Dazu wird sich ab Dezember eine Gruppe von 20 Parkinson-Patienten regelmäßig zum Singen im Chor treffen. Zur Objektivierung wird es eine Kontrollgruppe geben, die nur Musik hören wird.

Stressreduktion

Ziel der Salzburger Studie ist es herauszufinden, wie lange nach dem Chorgesang eine Verbesserung der motorischen Leistung, Depressionen, sozialen Aspekte und der psychischen Befindlichkeit feststellbar ist. Zudem soll beleuchtet werden, wie die Patienten die Gesangstherapie annehmen und welche Auswirkungen sie auf den Medikamentenverbrauch hat.

Eine biochemische Bestimmung von Hormonen wie Cortisol soll zeigen, ob das Singen stressreduzierend wirkt. Nach der Untersuchung werden Leitlinien und Empfehlungen für die effiziente Anwendung von Chorgesang für Parkinson-Patienten erarbeitet.

Als Auftakt für das Forschungsprojekt hat das Projektteam den emeritierten Musikprofessor Grenville Hancox von der Canterbury Christ Church University und die Musiktherapeutin und Forscherin Yoon Irons vom Research Centre der University of Derby als Gastvortragende nach Salzburg eingeladen.

Singen auf Rezept

Hancox leitet seit zehn Jahren Gesangsgruppen unter dem Motto „Sing to beat Parkinson“. Das Programm soll Betroffene zusammenbringen, um zu singen, sich auszudrücken und das mit der Krankheit verbundene Stigma und einige der Symptome zu lindern.

Der Musikwissenschafter setzt sich für Singen auf Rezept ein. „Musik ist ein mächtiges, aber wenig benutztes Werkzeug“, sagt Hancox. „Das Gehirn ist völlig aktiv, wenn wir singen.“ Endorphine werden ausgeschüttet, die Schmerzen lindern können.

Viele Parkinson-Patienten haben Probleme mit der Stimmstärke, regelmäßiges Singen könne dazu beitragen, die Stimme zu stärken. Das zeigen auch Videos und Sprachbeispiele. Menschen, die sich nur sehr schwer artikulieren können, können jedoch fehlerfrei und ohne Aussetzer singen.

Aber nicht nur die Atemwegs- und Schluckkontrolle wird verbessert. Eine Pilotstudie von der Iowa State University zeigte eine Verbesserung der Stimmung und der motorischen Symptome sowie verringerte physiologische Stressindikatoren. Die Teilnehmer waren weniger besorgt und traurig.

Zu ähnlichen Ergebnissen ist auch die Untersuchung von Yoon Irons gelangt. Bei einer Parkinson-Gesangsgruppe in Australien mit 70 Patienten wurde sechs Monate lang die Wirkung gemessen. „Während des Singens konnte keiner über Schmerzen klagen“, sagt Irons bei dem Vortrag in Salzburg.

„Die Teilnehmer hatten mehr sozialen Kontakt, Angst und Stress wurden klinisch signifikant reduziert.“ Neben der psychischen Befindlichkeit verbesserten sich auch die Lungenfunktion und motorische Fähigkeiten. (Stefanie Ruep, 23.11.2019)