Doris Uhlichs Projekt Electric Loop in Le Studio.

Okazaki

Wien Modern glänzt u._a. als Ausweitung der Musikzone abseits großorchestraler Kompositorik. Das betrifft einmal die Örtlichkeiten: Abseits von Konzerthaus und Musikverein werden kleinere Räume und Klanginitiativen, welche die Stadt beleben, für etwa einen Monat umarmt. Die Raumausweitung beschert dem Festival damit natürlich auch eine stilistische Expansion – bis hin zum elektronisch und improvisatorisch generierten Musikausdruck.

Die Körperkunst

Exemplarisch dafür ist das in der Reihe "Minimal Night Music" präsentierte Projekt Der blöde dritte Mittwoch (20.11.): Dieser Off-Club setzt seit Jahren auf die Verbindung zwischen Musik und Performance und gastiert nun in Le Studio, dem alten Studio Molière, mit einem dreiteiligen Abend. Einem Solo der Vokalistin und Klangtüftlerin Lissie Rettenwander folgt Electric Loop von Choreografin Doris Uhlich: Performerinnen (mit physischen Einschränkungen) finden Wege zum individuellen Ausdruck. Es handelt sich dabei um einen Remix aus Every Body Electric.

Asketisch besetzt

Zum Finale das Projekt Also, das eine recht seltene asketische Besetzung präsentiert, also ein Schlagzeug-Gitarren-Duo. Die rhythmische Kunst von Katharina Ernst trifft auf die gitarristische Subtilität von Martin Siewert. Erstmals wird das Zwio allerdings verstärkt durch den Schweizer Bassisten Christian Weber, was der Exzentrik der Besetzung eine weitere Facette hinzufügt. Der Herr der tiefen Töne wandert gerne zwischen Improvi sationsstilen und Neuer Musik. Zudem ist er dem Avant-Rock-Genre zugetan (Formation Sudden Infant).

Interessantes auch am Samstag: Zu @solo.tänze von Clemens Gadenstätter und Rose Breuss gesellt sich das mit etwa 20 Minuten kürzeste Konzert des Festivals: Bei Restore Factory Defaults reflektiert Andreas Eduardo Frank "Überforderung und Entfremdung in den digitalen Arbeitsumfeldern". (Ljubisa Tosic, 19.11.2019)