Comeback als Talkerin: Arabella Kiesbauer heuert bei Puls 24 an.

Foto: Puls 24/Eder

Wien – "Wann ist ein Mann ein Mann?" Mit diesem Thema startete Arabella Kiesbauer am Dienstag, 19. November, um 21.45 Uhr ihren neuen Talk "Die Arabella Kiesbauer Show" auf Puls 24 – zu sehen ist er dann immer dienstags um 21 Uhr. Aktuell feiert sie auch als Präsentatorin der ATV-Kuppelshow "Bauer sucht Frau" Quotenerfolge (immer mittwochs um 20.15 Uhr). Die 50-Jährige ist seit über 30 Jahren im TV-Geschäft – sie blickt nach vorn und zurück.

STANDARD: Zum Auftakt Ihrer neuen Sendung stellen Sie die Frage "Wann ist ein Mann ein Mann?". Wann ist Ihrer Meinung nach ein Mann ein Mann?

Kiesbauer: Für mich sollte ein Mann schon Stärke beweisen, aber im richtigen Moment auch Gefühle zeigen. Also wenn man im Schubladendenken an die Sache herangeht, dann ist für mich weder der Macho noch der Softie das Richtige, sondern ich erwarte vom Mann, dass er die Situation richtig einschätzt, wann er welche Seite auslebt.

STANDARD: Eine Mischung?

Kiesbauer: Ja, diese Kategorisierung und dieses Schubladendenken, das es mal gab – Macho oder Softie –, kann ich so nicht beantworten, weil ich einen Mann möchte, der initiativ ist, Entscheidungen trifft sowie Stärke und ein Gefühl von Vertrauen vermittelt. Auf der anderen Seite will ich aber auch einen Mann, der Gefühle zulässt und sich nicht scheut, diese auch zu zeigen. Es ist eine Mischung aus beiden.

STANDARD: Müssen die Themen Ihrer Sendung polarisieren? Muss es krachen?

Kiesbauer: Das hängt vom Thema ab, ich bin da ganz flexibel. Ich lade Gäste ein und möchte eine Stunde deren Meinungen und Erlebnisse hören. Manchmal wird es ein heftiger Meinungsaustausch sein, manchmal vielleicht mehr ein Erfahrungsbericht, manchmal polarisierend. Das steht und fällt mit den Gästen. Ich bin Werkzeug meiner Gäste und dementsprechend für alles offen. Eine gute Gesprächsleitung macht aus, dass man sich im Vorfeld Gedanken macht, wo man mit den Fragen hinmöchte, letztendlich kann ich aber nicht einfach einen Fragenkatalog runterspulen, sondern möchte auf die Gäste eingehen.

STANDARD: Sie hatten ja von 1994 bis 2004 auf ProSieben Ihre eigene Talkshow "Arabella", jetzt kommt es zum einem Talk-Comeback. Wollten Sie wieder auf diese Schiene?

Kiesbauer: Für mich selbst habe ich mit dem Talken ja nie aufgehört. Egal welche Sendung ich gemacht habe, der Talk war immer ein Bestandteil und eminent wichtig. Ich moderiere seit über 30 Jahren im Fernsehen und hatte immer mit Menschen zu tun. Ich bin ein kommunikativer Typ. Für mich ist das jetzt nichts Fremdes, sondern etwas, das ich seit Beginn meiner TV-Karriere mache.

STANDARD: Es gab auch Spekulationen, dass Sie wieder bei einem deutschen Privatsender anheuern könnten. Ist das mit dem Puls-24-Talk jetzt vorerst vom Tisch?

Kiesbauer: Das Leben ist zum Glück sehr überraschend und voller Wendungen, die es nimmt. Das ist ja auch das Wunderbare daran. Wüsste man schon alles vorher, müsste man auch nicht die Zielsetzung haben, 80, 90 oder 100 Jahre auf der Erde zu verweilen. Alles ist möglich, und nichts ist fix, sagen wir so.

STANDARD: Sie haben in den letzten Jahren für verschiedene Sender gearbeitet. ATV, zwischendurch immer wieder ORF, jetzt Puls 24. Wollen Sie sich nicht binden?

Kiesbauer: Ich bin schon ein Freigeist, ich lasse mir gerne Flügel wachsen. Dementsprechend ist es gut, dass ich die Möglichkeit habe, für mehrere Sender zu arbeiten.

STANDARD: Nach dem Tod Elizabeth T. Spiras waren Sie im ORF als ihre Nachfolgerin für die "Liebesg'schichten und Heiratssachen" im Gespräch. Hätte Sie der Job gereizt?

Kiesbauer: Das ist eine tolle Sendung, die aber sehr geprägt war durch Frau Spira. Ihre Nachfolge anzutreten ist in so einem Fall auch nicht ganz einfach. Man muss der Sendung einen eigenen Charakter geben, sie wird ja auch fortgeführt. Ein tolles Format, aber ich bin in Sachen Liebesangelegenheiten mit meinen Bauern voll eingedeckt.

STANDARD: Aber die Nachfolge hätte Sie gereizt?

Kiesbauer: Na ja, mich reizen viele Dinge im Leben. Mit einem Flying Fox über das Gasteinertal zu rauschen ist auch reizvoll. Natürlich ist es eine interessante Sendung, aber der Themenüberbegriff Liebe und Partnerschaft, dass sich einsame Herzen finden, ist ja doch der gleiche.

STANDARD: Einsame Herzen finden sich auch bei "Bauer sucht Frau". In der mittlerweile 16. Staffel gibt es Rekordquoten mit im Schnitt 324.000 Zusehern pro Folge. Was macht dieses Format so erfolgreich und zum Dauerbrenner?

Kiesbauer: Beziehungsthemen, Partnerschaften, ein stabiles und glückliches Gefüge: Das ist doch allen Menschen wichtig, nicht alle sind damit aber in der Umsetzung erfolgreich. Man erlebt das nicht nur selbst gerne, sondern schaut anderen auch gerne beim Erkunden der Liebe zu.

STANDARD: Sie machen das seit fünf Jahren. Hat sich der Sendungscharakter im Laufe der Jahre verändert?

Kiesbauer: Eigentlich nicht. "Bauer sucht Frau" ist ein Kaleidoskop. Wir haben unterschiedliche Bauern, weil Menschen unterschiedlich sind. Vom schüchternen, unerfahrenen Bauern, der in Liebesangelegenheiten sehr unerfahren ist, bis hin zum feschen Draufgänger ist alles dabei. Was auffällt ist: dass die Bauern immer jünger werden. In dieser Staffel hatten wir den jüngsten Bauer in der Geschichte der Sendung: 20. Das sind wirklich fesche Kerle. Auf den ersten Blick sagst du: Der ist jung, der ist fesch, der ist tüchtig. Wieso findet der keine? Viele Bauern leben zwar an wirklich schönen Plätzen, aber oft auch sehr abgelegen. Und sie haben einen speziellen Beruf, der sehr viel Einsatz erfordert und Frauen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, erst einmal ein bisschen abschreckt.

STANDARD: Diese Abgeschiedenheit ist das große Problem?

Kiesbauer: Es gibt auch in der Stadt viele Singles, rein theoretisch hat man hier aber viel mehr Möglichkeiten, unter Leute zu gehen und Kontakte zu knüpfen. In einem Tal ist das schon einmal per se schwieriger. Dazu kommt noch der Arbeitseinsatz. Locker-flockig zwei Wochen auf Urlaub zu gehen ist auch nicht unbedingt möglich, weil sie aufgrund ihres Betriebes sehr angehängt sind.

STANDARD: Was schätzen Sie: Wie vielen Bauern haben Sie im Laufe der Jahre verkuppelt?

Kiesbauer: Es gibt keine Statistik. Im Schnitt dürfte es in etwa ein Drittel der Kandidatinnen und Kandidaten sein. Bei der letzten Staffel hatten wir sogar mehr als die Hälfte, planen kann man es halt nicht. Manchmal ist uns Amor sehr gewogen, manchmal weniger.

STANDARD: Ist das für Sie ein persönlicher Erfolg, wenn sich Paare finden?

Kiesbauer: Ich freue mich wahnsinnig. Vor allen Dingen, weil sich dadurch ihr Leben so sehr verändert. Den Schritt ins Fernsehen zu machen und sich an eine Sendung wie "Bauer sucht Frau" zu wenden ist ja nicht das Naheliegendste. Da muss auch der Wunsch nach einer Beziehung schon sehr groß sein. Im November drehen wir ja dann das Finale, und wenn da strahlende Pärchen dabei sind, denke ich mir: Super, das hat funktioniert, und die Sendung hat ihre Berechtigung.

STANDARD: Im Jänner beginnt auf RTL wieder das "Dschungelcamp". Wie oft wurden Sie bereits gefragt, ob Sie in den Dschungel gehen?

Kiesbauer: De facto wurde ich noch gar nicht gefragt. Vielleicht bin ich für das "Dschungelcamp" zu erfolgreich? Dort sind ja eher Menschen dabei, die durch eine Lebenskrise oder eine berufliche Krise gehen und sich dadurch einen Schub erwarten. Nicht nur finanziell, sondern auch beruflich. Deswegen wurde ich möglicherweise auch noch nie angefragt.

STANDARD: Auch wenn Sie nicht ins Anforderungsprofil passen: Würde Sie eine Teilnahme reizen?

Kiesbauer: In der Anfangszeit fand ich das "Dschungelcamp" nicht uninteressant, das ist aber schon viele Jahre her, weil die Psychologie spannend ist: Was macht diese Ausnahmesituation mit einem Haufen bunt zusammengewürfelter Menschen? Was macht das mit deren Psyche? Was bricht da auf? Deswegen habe ich mir das anfangs gerne angeschaut, mittlerweile ist alles zu sehr manipuliert und abgebrüht. Jetzt ist einfach sehr viel Kalkül dabei.

STANDARD: Sie waren auch bei "Dancing Stars"?

Kiesbauer: Ich war in der ersten Staffel dabei, weil es was Neues war und mich interessiert hat. Ich habe so schlecht getanzt, dass ich sehr schnell rausgeflogen bin und sich zum Glück heute fast keiner mehr daran erinnern kann, dass ich da mitgemacht habe. Es war der Druck, in einer Disziplin, die nicht meine ist, brillieren zu müssen. Ich bin zwar Perfektionistin, habe aber gemerkt, dass ich das nicht kann. Man setzt sich selbst sehr unter Druck, rein psychologisch war das schon sehr spannend.

STANDARD: Jetzt ein großer Sprung von "Dancing Stars" zu Franz Fuchs: Im Jahr 1995 wurde an Sie eine Briefbombe adressiert. Eine Assistentin wurde verletzt. Wie sehr ist das Erlebnis auch nach beinahe 25 Jahren noch präsent?

Kiesbauer: Das war eine Erfahrung, die mich mein ganzes Leben begleiten wird und mein Denken und Handeln prägt. Zum Glück im Positiven. Ich konnte es für mich so nutzen, dass ich mich darin bestärkt gesehen habe, als Verfechterin von Toleranz und gegen Rassismus und Diskriminierung aufzutreten. Nach dieser Briefbombe habe ich gemerkt, dass ich aus dieser Opferrolle rausmuss, in der ich mich gesehen habe. Dann habe ich die Aufgaben übernommen, mich zu engagieren, Vorträge zu halten und mich für Toleranz einzusetzen.

STANDARD: Nach dem Motto: Jetzt erst recht?

Kiesbauer: Auf der einen Seite war ich verunsichert, ob ich es bleiben lassen und schön brav den Mund halten soll, aber das entspricht nicht meinem Naturell. Dass ich mir von jemandem den Mund verbieten lasse, der den vollkommen falschen Weg geht und zu drastischen, kriminellen Maßnahmen greift, das geht nicht, und das war nach dem ersten Schreck für mich klar. (Oliver Mark, 19.11.2019)