Am 10. Dezember will die tschechische Sazka-Gruppe Peter Sidlo in einer Aktionärsversammlung das Vertrauen entziehen.

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Wien – Die Aktionäre der Casag werden nun also tatsächlich am 10. Dezember zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammenkommen, das bestätigte der Sprecher der Casinos am Mittwoch. Der Vorstand, an den sich die Tschechen mit ihrem Anliegen gewendet haben, sei verpflichtet, dem Verlangen nachzukommen, die Aktionärsversammlung sei auch schon einberufen worden.

Die spannende Frage lautet also: Wie werden die Casag-Aktionäre Öbag (33 Prozent) und Novomatic (17 Prozent) abstimmen? Ihre Vertreter im Aufsichtsrat hatten im April ja für Peter Sidlo gestimmt, nur der größte Aktionär Sazka (38 Prozent) war gegen ihn gewesen, hat sich allerdings der Stimme enthalten. Für die von den Tschechen beantragte Abberufung des Finanzchefs wegen Vertrauensverlusts müssen die Tschechen zumindest einen der großen Mitaktionäre auf ihre Seite bringen.

Novomatic und Öbag sagen auf Anfrage unisono, sie werden über ihr Abstimmungsverhalten erst dann entscheiden, wenn die vom Aufsichtsrat am 24. September beauftragte interne Prüfung des Glücksspielkonzerns beendet ist. Der Endbericht der Wiener Anwaltskanzlei Schima Mayer Starlinger sowie der Forensiker der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG soll Ende November vorliegen.

Entscheidung der Aktionäre

Zwar hatten Insider noch vorige Woche gemeint, die Prüfung werde sich angesichts der neuen Erkenntnisse aus den Hausdurchsuchungen der Staatsanwaltschaft verzögern – das ist nun aber schon wieder passé. "Der Bericht muss bis Ende November fertig sein", heißt es aus dem Umfeld der Casag.

Nicht zuletzt, weil auch schon eine außertourliche Aufsichtsratssitzung vereinbart wurde: Die Kontrollore der Casinos werden am 2. Dezember zusammentreten und den Bericht der Anwälte und Forensiker besprechen.

Und erst dann wollen die anderen Aktionäre ihre Entscheidung treffen. Die Sprecherin der staatlichen Beteiligungsholding (Öbag), angesprochen auf die HV im Dezember: "Die Öbag wird den Sonderbericht abwarten, sich dann eine Meinung bilden und anhand von Fakten entscheiden."

Der Sprecher der Novomatic sagt es ganz ähnlich: "Wir warten zunächst das Ergebnis der internen Untersuchung ab und werden dann eine Entscheidung treffen." Die Gemengelage ist jedenfalls höchst interessant: Die WKStA ermittelt sowohl gegen den Aktionärsvertreter Harald Neumann, Chef der Novomatic, als auch gegen jenen der Öbag, Chef Thomas Schmid. Und sie ermittelt gegen drei von vier Mitglieder des Casinos-Aufsichtsratspräsidiums, nämlich dessen Vorsitzenden Walter Rothensteiner, Josef Pröll und Neumann. Sie alle bestreiten die Vorwürfe, und es gilt die Unschuldsvermutung.

Streit über Stimmrechte

Abseits dessen sind Sazka und Novomatic schwer zerstritten. Man streitet zum Beispiel über den Stimmrechtsbindungsvertrag, ein Schiedsverfahren läuft. Dem Vernehmen nach hat die Novomatic den Syndikatsvertrag mit den Tschechen gekündigt. Die Einberufung einer Hauptversammlung wird daher von Beobachtern auch als Versuch der Sazka gewertet, den Druck auf die Mitaktionäre zu erhöhen. Argumentiert wird überdies damit, dass Sidlo sein Amt wegen der Ermittlungen gegen ihn noch längere Zeit nicht vollständig ausüben werden könne.

Für Novomatic und Öbag dürfte es schwer werden, einen Vorstand, den sie erst im März installierten, im Dezember abzusetzen. Ein Insider rechnet eher damit, dass man mit Sidlo eine einvernehmliche Lösung suchen werde.

Blaue Goldbarren

Aufregung am Rande der Casinos-Affäre gibt es auch aus einem anderen Grund. Laut Ermittlungsakten wurden bei Hausdurchsuchungen in der Causa in Tirol Goldbarren gefunden, die der FPÖ gehören, berichtet Profil. Konkret gehe es um Edelmetall der FPÖ Wien und des Klubs der Wiener Landtagsabgeordneten. Der Goldfund erfolgte Mitte August im "Bildungsinstitut St. Jakob in Osttirol", das den Blauen zuzurechnen ist. Über Anzahl und Wert der Goldbarren gab es keine Auskunft.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hatte in dem Bauernhaus bereits Mitte August eine "freiwillige Nachschau" durchgeführt. Dabei stieß man auch auf Tresore, die von den Beamten nicht geöffnet werden konnten. Wiens Vizebürgermeister Dominik Nepp habe versprochen, die Behältnisse nach Wien zu überführen. Dann sei den Ermittlern ein Notariatsakt übergeben worden, laut dem sich Goldbarren darin befinden. (Renate Graber, Andreas Schnauder 19.11.2019)