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Fritz von Weizsäcker (2. von links) im Februar 2015 bei den Begräbnisfeierlichkeiten für seinen Vater, den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Foto: Reuters / Hannibal Hanschke

Fritz von Weizsäcker auf einem Archivbild aus dem Jahr 2010.

Foto: imago images/Tinkeres

Berlin – In einer Berliner Privatklinik ist der Chefarzt Fritz von Weizsäcker, Sohn des früheren deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, am Dienstagabend während eines von ihm gehaltenen Vortrags erstochen worden. Laut einer Polizeisprecherin sei er plötzlich von einem Mann angegriffen worden. Zu dem Vortrag waren etwa 20 Zuschauer gekommen.

Beim Angreifer handelte es sich um einen 57-Jährigen, sagte die Polizei am Mittwoch. Der Verdächtige sei vorher polizeilich nicht bekannt gewesen. Die Tatwaffe war den Angaben zufolge ein Messer. Bei seiner polizeilichen Vernehmung soll der Verdächtige ein Motiv für seine Tat genannt haben: Er habe sich an der Familie Weizsäcker rächen wollen, berichtet "Der Spiegel" und beruft sich dabei auf Ermittlerkreise.

Abneigung gegen Ex-Bundespräsident

Sein Hauptbeweggrund sei die Abneigung gegenüber Richard von Weizsäcker, dem Vater des Getöteten, und dessen Rolle beim Chemiekonzern Boehringer Ingelheim gewesen. Vonseiten der Staatsanwaltschaft wurde dieses Motiv weder bestätigt noch dementiert. Die Staatsanwaltschaft sprach jedoch von einer psychischen Erkrankung des Angreifers. Er habe im Wahn gehandelt.

Richard von Weizsäcker war von 1981 bis 1984 Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er starb am 31. Jänner 2015.

Ein Mann aus dem Zuschauerraum – es soll sich um einen Polizisten handeln, der privat anwesend war – soll bei der Attacke dazwischengegangen und dabei selbst schwer verletzt worden sein. Der 59-jährige Fritz von Weizsäcker starb noch vor Ort, der Tatverdächtige wurde festgenommen. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei ermittelt laut einer Sprecherin in alle Richtungen. Beamte sollen demnach auch Weizsäckers Familie dazu befragen, ob es Bedrohungen gegeben haben könnte.

Ermittlungen aufgenommen

Mehrere Menschen aus dem Publikum hatten am Dienstagabend laut Polizei geholfen, den Täter festzuhalten und Beamten zu übergeben. Der Vorfall ereignete sich gegen 18.50 Uhr in der privaten Schlosspark-Klinik in der Nähe des Charlottenburger Schlosses. Fritz von Weizsäcker war nach Stationen in Freiburg, Boston und Zürich seit 2005 Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I an dieser Klinik.

In der Klinik gibt es laut Website regelmäßig Veranstaltungen, die sich in der Regel an interessierte medizinische Laien wenden, die etwas über Erkrankungen, deren Diagnose und Therapiemöglichkeiten erfahren möchten. Für Dienstagabend war Weizsäckers Vortrag zum Thema Fettleber angesetzt ("Fettleber – (K)ein Grund zur Sorge?").

Die Klinik liegt beim Schlosspark Charlottenburg. Sie hat nach Angaben auf ihrer Website rund 340 Betten. Es gibt unter anderem Fachabteilungen für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, Neurologie, Orthopädie, Psychiatrie und Innere Medizin (Gastroenterologie und Kardiologie).

Deutsche Bundesregierung drückt Beileid aus

Die Tötung Fritz von Weizsäckers sei "ein entsetzlicher Schlag für die Familie von Weizsäcker. Die Anteilnahme der Bundeskanzlerin und der Mitglieder der Bundesregierung insgesamt geht an die Witwe und die ganze Familie.", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch. FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich noch in der Nacht via Twitter: "Mein Freund Fritz von Weizsäcker wurde heute Abend in Berlin erstochen. Ein passionierter Arzt und feiner Mensch."

(APA, red, 19.11.2019)