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Pro
von Christoph Winder

Wer stellt schon gern nach einer Zugfahrt fest, dass er vom Fleisch gefallen ist? Zur Abwendung dieser Gefahr muss man dafür sorgen, dass die Nahrungsmittelkette auch auf Reisen nicht unterbrochen wird. Auf der Langstrecke gibt es hierfür fast immer den Speisewagen, fallweise auch nur die ambulante und wenig ausdifferenzierte Verköstigung von einem Speisewagerl, welches von dienstbaren Geistern durch die Mittelgänge geschoben wird. Wenn aber auf irgendwelchen obskuren Pimperlzügen Speisewagen und Speisewagerln fehlen – wie froh ist man dann, wenn man den kleinen Hunger (und Durst) mit etwas Mitgebrachtem stillen kann!

Zusatzvorteil der Eigenjause: Mit etwas Fantasie kann man sie geruchstechnisch gut waffenfähig gestalten. Dicke Döner, Brote mit reifen Käsen oder auch eine Pizza quattro formaggi vertreiben unangenehme Mitreisende zuverlässig und verschaffen einem selbst im prallvollsten Waggon im Handumdrehen Platz. Lassen Sie es sich schmecken!

Kontra
von Nadja Kupsa

Die Zugfahrten von Wien nach Eisenstadt lassen sich mit unserem Zweijährigen recht gut bewerkstelligen. Bis wir bei Oma ankommen, suchen wir Tiere im Wimmelbuch, kleben Peppa-Wutz-Sticker in den Papierblock und schauen uns am Handy Familienfotos an. Alles gemütlich so weit … bis der erste Mitreisende seine Jause auspackt.

Mein Sohn reagiert auf das Rascheln von Ströck-Papiersackerln wie ein Chihuahua auf die Türklingel. "Das, das, das, das", schreit er los und zeigt dabei mit seinem Minifinger aufgeregt auf das Salami-Käse-Weckerl des Sitznachbars. Mein Mann und ich raunzen. Wir wissen, was nun kommt: Das Kind wird willensstark versuchen, ein Stück zu erschnorren.

Selbst wenn wir ihm Soletti, Fruchtzwerg oder Quetschi anbieten. Meistens bedrängt er die jausnende Person so penetrant, dass diese gar nicht mehr anders kann, als zu teilen. Sehr unangenehm. Lieber wäre mir, wenn im Zug keiner jausnet und wir in Ruhe die Katze im Buch suchen. (RONDO, 31.1.2020)