Franco Foda spricht Klartext.

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Riga – Auch am Tag nach dem 0:1 zum EM-Qualifikationsabschluss in Lettland war Österreichs Fußball-Teamchef Franco Foda von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt, in Riga eine B-Elf aufs Feld zu schicken. "Es war wichtig, etwas auszuprobieren. Ich würde es wieder so machen", sagte der Deutsche am Mittwoch nach der Ankunft in Wien-Schwechat.

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Nur eine Maßnahme bereut Foda – das Training am Sonntag, dem Tag nach geschaffter EM-Qualifikation, abgesagt zu haben. "Wenn wir wieder einen ähnlichen Erfolg gemeinsam haben sollten, würden die Spieler wieder frei bekommen und könnten wieder feiern, aber wir würden definitiv am nächsten Tag trainieren. Das wäre besser gewesen, einfach um die Sinne zu schärfen", erklärte der 53-Jährige.

Die ersten 80 Minuten seien "sehr enttäuschend" gewesen, stellte Foda fest. "Es hat in allen Bereichen sehr viel gefehlt, bei Intensität, Zweikämpfen, Passspiel, Tempo. Wir hatten auch nicht so viele große Chancen wie in den Spielen zuvor." Zwar habe man im Finish den Druck erhöht, "aber wir hätten es nicht verdient gehabt, die Partie zu drehen, weil wir von Beginn an zu nachlässig waren. Es hat auch die Laufbereitschaft gefehlt", gab Foda zu.

Sieben Stammspieler blieben daheim, im Endeffekt begannen mit Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic nur zwei Spieler, die auch vor drei Tagen in der Startformation gestanden waren.

Wenig Erbauliches

"Das darf alles keine Ausrede sein. Man kann von jedem Spieler mehr erwarten", erklärte der Nationaltrainer. Etwas Lob verteilte er lediglich an Dragovic, Stefan Posch, Karim Onisiwo und Reinhold Ranftl. "Aber ansonsten war nicht viel Positives erkennbar. Der eine oder andere hat seine Chance nicht genützt."

In diesem Zusammenhang sprach Foda von "wichtigen Erkenntnissen", die er gesammelt habe. "Jeder muss einen Zahn zulegen, denn im nächsten Jahr gibt es enge Entscheidungen, dann zählt nur die Leistung", meinte der Nationaltrainer mit Blick auf den EM-Kader.

Für dieses 23-Mann-Aufgebot konnte sich in Riga kein ÖFB-Kicker wirklich empfehlen. "Die Spieler stellen alle den Anspruch, dass sie von Beginn an spielen wollen, da muss ich einfach auf dem Platz mehr erwarten können. Das heißt nicht, dass alles funktioniert bei neun neuen Spielern, dass alle Abläufe stimmen und wir begeisternden Fußball spielen. Darum geht es nicht – es geht darum, dass du so ein Spiel seriös rüberbringst und gewinnst", betonte Foda.

Was Foda komplett stört

Generell habe die Bereitschaft gefehlt, alles zu geben. "Wenn man nicht bei 100 Prozent ist, ist es schwierig zu gewinnen, egal gegen welchen Gegner", sagte Foda. Nun gelte es, die richtigen Schlüsse aus dem verkorksten Auftritt zu ziehen. "Es war für die Spieler ein Hinweis, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Man darf sich nie mit einem Erfolg zufriedengeben, man muss sich immer schon im nächsten Spiel neu beweisen. Das war heute nicht der Fall."

Und: "Es wäre wichtig gewesen, diesen Schwung bis zum März mitzunehmen. Jetzt haben wir zum Abschluss eine Niederlage kassiert, was einfach ärgerlich ist. Und das stört mich auch komplett! Darüber bin ich nicht sehr glücklich, wenn ich ehrlich bin." Trotz des Ärgers über die Niederlage gegen die Nummer 143 der Welt, die davor 17 Länderspiele nicht gewonnen hatte, gab Foda zu bedenken: "Man darf nicht vergessen, wir haben unser Ziel erreicht. Wir haben uns für die EM qualifiziert."

Fodas Vertragssituation

Foda muss nun vier Monate auf die nächsten Länderspiele warten – Ende März stehen zwei Testpartien auf dem Programm. "Für mich persönlich ist es wieder eine sehr lange Zeit, ich stehe gerne auf dem Platz, trainiere gerne, das wird mir ein Stück weit fehlen bis zum nächsten Lehrgang." Die Zeit bis dahin werden er und sein Trainerteam unter anderem damit verbringen, die ÖFB-Spieler bei ihren Klubs zu beobachten. "Uns wird ganz sicher nicht langweilig werden in den nächsten vier Monaten."

In diese Zeit wird wohl auch das eine oder andere Treffen mit ÖFB-Präsident Windtner fallen, um eine Vertragsverlängerung noch vor der EM zu besprechen. "Wir werden uns zusammensetzen, aber es gibt hier keinen Druck", meinte der Verbandschef, den die Niederlage schmerzte. "Es ist legitim, dass der Teamchef versucht hat, mit dem zweiten Anzug zu spielen. Das hat nicht geklappt, aber das muss man zu Kenntnis nehmen, das ist noch kein Beinbruch. Es ist schade, weil es doch auf die Stimmung drückt, die zuletzt wieder in die Höhe gekommen ist." (APA, red, 20.11.2019)