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Im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos waren zuletzt statt vorgesehenen 3.000 Flüchtlingen 15.000 Menschen untergebracht.

Foto: Reuters / ELIAS MARCOU

Athen – Die griechische Regierung will die drei größten Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln der Ostägäis schrittweise schließen. Auf den Inseln Lesbos, Samos und Chios sollen stattdessen neue "Abflug- und Identifikationszentren" geschaffen werden, sagte Regierungssprecher Stelios Petsas am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, die vom griechischen Staatsfernsehen übertragen wurde.

Die deutlich überfüllten Zentren sollten durch neue Einrichtungen mit Aufnahmekapazitäten von je mindestens 5.000 Menschen ersetzt werden. Bei den neuen Einrichtungen soll es sich um geschlossene Lager handeln, die die Asylsuchenden nicht verlassen dürfen. Das mache es leichter, eine unbemerkte Weiterreise auf das Festland zu verhindern, sagte Petsas laut der Tageszeitung "Kathimerini".

Lager für Migranten ohne Aussicht auf Asyl

In den neuen Zentren sollen jene Migranten untergebracht werden, die keine Aussicht auf Asyl haben und zurück in ihre Herkunftsländer gebracht werden sollen. Alle weiteren Flüchtlinge, die Aussicht auf Asyl haben, sollen aufs griechische Festland gebracht werden. Die fünf neuen Einrichtungen sollen sich laut "Kathimerini" auf den Inseln Samos, Chios, Lesvos, Kos und Leros befinden.

Die Lager auf den griechischen Inseln sind völlig überfüllt. In Europa wird dies mit großer Sorge verfolgt. Hilfsorganisationen kritisieren immer wieder die schlechten Bedingungen für die Migranten auf den griechischen Inseln und verweisen neben der Überfüllung etwa auf mangelnde Hygiene.

60.000 Ankünfte

Vor allem das Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen. Mit einer eigentlichen Aufnahmekapazität von 3.000 Personen beherbergt Moria derzeit mehr als 15.000 Menschen.

Seit dem Sommer steigt die Zahl der in Griechenland ankommenden Flüchtlinge wieder. In diesem Jahr waren es nach Daten des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) bereits fast 60.000. Das ist noch weit von den Zahlen aus dem Jahr 2015 entfernt, setzt die Regierung in Athen aber unter Druck.

Erst gestern beklagte der neue, konservative Regierungschef Kyriakos Mitsotakis, dass Europa Griechenland als "bequemen Parkplatz für Flüchtlinge und Migranten" betrachte und kritisierte die EU dafür, noch immer keine nachhaltige Lösung für die Verteilung von Flüchtlingen gefunden zu haben. Tatsächlich streiten die Mitgliedsstaaten seit der Flüchtlingskrise 2015/2016 darüber, wie Asylsuchende gerecht verteilt werden können. Verhandlungen über eine gemeinsame Asylpolitik treten seit Jahren auf der Stelle. (APA, 20.11.2019)