Beim Home-Staging werden Wohnungen gekonnt in Szene gesetzt. Unter anderem wegen des Phänomens, dass leere Wohnungen kleiner wirken als eingerichtete.

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Beim Home-Staging werden Wohnungen in Szene gesetzt.

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Unter anderem wegen des Phänomens, dass leere Wohnungen kleiner wirken als eingerichtete.

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Eine leere Wohnung wirkt kleiner als eine möblierte. Dieses Phänomen kennen Makler, nicht aber Wohnungssuchende, die bei der Besichtigung einer Wohnung schon einmal die Ratlosigkeit packt.

Um ihrer Vorstellungskraft auf die Sprünge zu helfen, wird immer öfter auf Home-Staging gesetzt. Die unbewohnte Wohnung wird dafür möbliert, schön ausgeleuchtet und in Szene gesetzt, so als ob jemand dort wohnen würde. Meistens ist es eine überaus ordentliche Person mit sehr dezentem Geschmack. Allerdings: „Es sollte nicht so wirken, als würde der Bewohner gleich um die Ecke biegen“, erklärt Jutta Wallner vom Wiener Unternehmen Wohnfee, das seit neun Jahren Unbewohntes bewohnt wirken lässt.

500 Wohnungen wurden von ihrem Unternehmen bereits gestagt, also mit Möbeln, Lampen und Accessoires aufgemotzt. Werden diese gerade nicht gebraucht, füllen sie zwei Lager in Wien bis zur Decke.

150 bis 200 Gegenstände

Die Möbel werden von den Verkäufern, meist sind das Bauträger, für zwei Monate gemietet. Die Profis von der Wohnfee überprüfen die Lichtverhältnisse, erstellen ein Farbkonzept und kümmern sich um das gesamte Drumherum.

Zwischen 150 und 200 Gegenstände landen in einer solcherart inszenierten Wohnung. „Die Wohnung muss aber im Vordergrund bleiben“, betont Wallner. Die Räume sollten nicht vollgestellt wirken, den Kunden Luft zum Atmen bleiben. Trends gibt es dennoch: Bei der Ausstattung liegen derzeit Schwarz und Bunt im Trend, außerdem Samt, Messing und Naturmaterialien.

Vertuscht darf durch das Home-Staging nichts werden. Das ist das eherne Gesetz der Home-Stager, von denen es in Österreich mittlerweile knapp drei Dutzend gibt. Manches könne man aber so verschönern, dass das Auge daran nicht mehr sofort hängenbleibt. Manches aber halt auch nicht. „Den Ausblick auf ein Kraftwerk oder ein Gefängnis kann ich nicht wegstagen.“

Mit Fakes arbeiten Home-Stager freilich auch. Bestimmte Möbel sind aus Karton. Bei den Betten, die Wallner verwendet, handelt es sich um Dummy-Betten, die zwar wie fluffige Hotelbetten ausschauen – aber nur, solange man sich nicht reinlegt. So spare man einige Kilo beim Möbelan- und -abtransport ein, erklärt Wallner. Den Wohnungssuchenden gehe es bei den Betten darum, zu wissen, ob ihr eigenes Bett ins neue Schlafzimmer hineinpasst, argumentiert Wallner.

Dummy statt Waschmaschine

Auch in der Küche kommen oft Dummy-Möbel zum Einsatz, ebenso statt der Waschmaschine. Echt ist die Espressomaschine, denn mit der bewirten Makler auch gleich ihre Kunden. Mit mehreren Tausend Euro muss man bei professionellem Home-Staging schon rechnen. Ein höherer Verkaufspreis, wie in der Branche oft ventiliert, schaut im Gegenzug aber nicht heraus, sind sich Beobachter einig. Dafür lässt sich die Immobilie mit etwas Glück schneller verkaufen.

Das bestätigt auch der Immobilienmakler David Breitwieser von Optin Immobilien. Nicht nur, aber auch im Luxussegment, wo viel Wert auf hochwertige Details gelegt wird: Eine Villa im Wiener 18. Bezirk mit 1000 Quadratmetern, die unlängst um einen zweistelligen Millionenbetrag zu haben war, wurde „von A bis Z“ durchgestylt, inklusive Handtüchern mit aufgesticktem Logo und Bademantel. Mit Erfolg: Die Villa wurde genau so, wie sie inszeniert worden war, auch verkauft. Die neuen Eigentümer mussten nur mit ihren Koffern einziehen. Der Champagner wartete im Kühlschrank – auch er war Teil des Pakets.

Ein Immobilienkauf sei eine emotionale Entscheidung, sagt Breitwieser. Dabei würde das Ambiente – inklusive eines angenehmen Dufts und netter Hintergrundmusik – helfen. Besonders im Vergleich mit Wohnungen, die es der Vorstellungskraft der Käufer mit leeren und kalten Räumen, in denen jeder Schritt hallt, schwermachen.

Virtuelle Besichtigung

Auch bei Projekten in Bau wird zunehmend auf Musterwohnungen gesetzt. Dort wird Interessenten eine voll möblierte Wohnung – stellvertretend für die anderen Wohnungen inmitten der Baustelle – gezeigt. Auch mittels Virtual-Reality-Brille kann eine fixfertig eingerichtete Wohnung besichtigt werden. Dass dadurch tatsächliches Home-Staging überflüssig wird, glaubt Breitwieser nicht. Denn wer die Wohnung virtuell besichtigt, will sie auch analog anschauen.

Nicht immer findet Breitwieser das Home-Staging gelungen. Er erzählt von immer gleichen Spiegeln und Sprüchen an den Wänden – „so würde sich auch kein Mensch einrichten“. Und dass das Bett manchmal nicht mehr als eine Luftmatratze ist, findet er auch nicht unbedingt sinnvoll: „Unlängst ging einem solchen Bett dann die Luft aus. Es lag dann bei der Besichtigung einfach nur schlapp auf dem Boden.“ Möge es den Wohnungssuchenden besser ergehen. (Franziska Zoidl, 29.12.2019)