Die Burg-Schauspielerin Stefanie Dvorak wohnt in einer Eigentumswohnung im 5. Wiener Bezirk. Die Dinge, mit denen sie sich umgibt, sollen Geschichten erzählen. Von englischen Herrenhäusern ebenso wie von Schiffen und indischen Containern.

"Der Weg, wie ich zu meiner Wohnung fand, war ziemlich aufregend. Ich musste überraschend aus meiner alten Bleibe im 19. Bezirk ausziehen und hatte nur einen Monat Zeit, um etwas Neues zu finden. Eigentlich wollte ich diese Zeit mit Urlaub verbringen. Daraus wurde nichts. Stattdessen gab es panische Wohnungssuche.

Stefanie Dvorak in ihrer Badewanne, die unweit ihres Bettes steht.
Fotos: Nathan Murrell

Ursprünglich wollte ich nichts kaufen, einen Kredit aufzunehmen erschien mir als zu große Belastung. Aber dann habe ich mir die Mietpreise angeschaut und beschlossen, doch zur Bank zu gehen. Ich wusste ja nicht einmal, ob die mir das Geld geben würden. Heute bin ich über die Entscheidung sehr froh.

Ich habe die Wohnung hier im 5. Bezirk über einen Makler gefunden und auf Anhieb ein gutes Gefühl gehabt. Mir hat der gar nicht klassische Grundriss gefallen. Im Prinzip entspricht die Wohnung einem unterteilten, langgezogenen Quader mit einer Fläche von fast 100 Quadratmetern. Nur eine Wand ist tragend. Es gibt einen Vorraum, eine sehr großzügige und helle Wohnküche mit Blick auf eine herrliche Linde, ein Schlafzimmer mit offenem Bad und freistehender Badewanne, und den Abschluss bildet ein Schrankraum. Ich finde Stauraum super, dabei bin ich gar keine Horterin oder Sammlerin.

Die Schauspielerin liebt es, bei Umbauarbeiten in der Wohnung selbst Hand anzulegen. Das empfindet sie als eine Art Ausgleich zur Bühne.
Fotos: Nathan Murrell

Früher war hier eine kleine Fabrik untergebracht, die irgendwelche Metallteile hergestellt hat, später, in den 1930er-Jahren, war mein Zuhause auf drei Wohnungen aufgeteilt. Das lässt sich aus den vielen Gasleitungen schließen, die beim Umbau zum Vorschein kamen. Das Haus selbst wurde 1874 erbaut, und im Hof war Platz für Pferdefuhrwerke. Obwohl hier sicher viele arme Seelen schuften mussten, habe ich noch nichts von Spukgeschichten gehört.

Foto: Nathan Murrell

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich nach umfangreichen Umbauarbeiten eingezogen bin. Es war der 29. Dezember 2016. Zu Silvester habe ich Wände gestrichen. Nix da mit Korkenknallen! Ich habe bei diesem Umbau viel gelernt, auch über die Wiener Handwerkerseele, die durchaus ein weites Land sein kann ... Zu Beginn konnte mir jeder ein X für ein U vormachen, was heute zum Glück nicht mehr so leicht geht.

Ich habe bei vielen Dingen auch selbst Hand angelegt und so beim Tun gelernt. Das Holzstöckelpflaster in der Küche haben mein Vater und ich selbst geschnitten, geschliffen, verlegt, gebeizt und dann versiegelt. Mein Papa kann überhaupt alles. Ich liebe es, Dinge in der Wohnung selbst zu machen, das ist meine Art von Ausgleich.

Stefanie Dvorak in ihrem Schrankraum (links). Auch hier finden sich viele Tapeten. Am liebsten sind ihr Dekors im englischen Herrenhaus-Stil. Rechts: Die aus der Steiermark stammende Burgschauspielerin in ihrer Wohnküche.
Fotos: Nathan Murrell

Mein Zuhause ist meine Höhle, meine Ladestation. Wichtig ist mir da auch Ruhe, und darum bin ich sehr froh über die Innenhoflage und die Bäume, in denen die Vögel zwitschern. Und das mitten in Wien. Ein Geschenk.

Ich mag das Altmodische, nicht das Altvaterische. Oder sagen wir, ich steh auf Dinge, die mir eine Geschichte erzählen oder denen ich eine Geschichte gebe. Dazu gehören auch die Tapeten im alten englischen Herrenhausstil. Oder ein Singer-Nähmaschinentischchen, das ich mir als Studentin um 20 Schilling aus dem Caritas-Lager geholt habe. Im Grunde ist es nichts wert, aber es begleitet mich schon so lange, dass ich mich einfach nicht trennen kann! Meine Badezimmerfliesen sind aus einer Villa im Salzkammergut von 1904 und die auf dem Klo aus den 1930er-Jahren. Die Lampen in der Küche hingen in einem Schiff, und die Anrichte ist aus einem alten indischen Überseecontainer gemacht.

"Ich mag das Altmodische, nicht das Altvaterische." Stefanie Dvorak zu Hause.
Foto: Nathan Murrell

Viele Wohnungen sehen heute so gleich aus, haben wenig Charakter, sind zu Tode saniert worden von irgendwelchen Bauträgern. Darum freut es mich immer, wenn Freundinnen und Freunde zu mir auf Besuch kommen und sich hier so richtig wohlfühlen. Das ist das schönste Kompliment, das ich kriegen kann.

Meinen Wohntraum habe ich eigentlich schon gefunden, aber ein Häuschen auf dem Land wäre eines Tages vielleicht noch fein. Aber natürlich müsste ich das vorher gründlich umbauen und gestalten." (26.11.2019)