Die Spitzenkandidaten der steirischen Landtagswahl am 24. November stellten sich der Diskussion.

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Das Übertragen familiärer Rollen auf Regierungs- und Koalitionsverhältnisse gehört zur heimischen Innenpolitik wie das Amen in der Messe. In der Wählerschaft ist dieses Papa-Mama-Beziehungsdenken nicht unbeliebt, federt es doch die Erkenntnis ab, dass das politische Geschäft vielfach aus Machtstreben und Mauscheleien besteht – sowie, wenn es konstruktiv läuft, aus Kompromissen.

Aber auch manch Politiker übt sich gern in derlei Wahlverwandtschaften, wie Dienstagabend bei der Konfrontation der Spitzenkandidaten zur steirischen Landtagswahl zu beobachten war. Da verglich ein merkbar verstimmter SPÖ-Chef Michael Schickhofer den von Koalitionspartner ÖVP gemeinsam mit der FPÖ und den Grünen vereinbarten verfrühten Wahltermin mit dem Fremdgehen in einer Beziehung.

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Jedoch: In der „Verantwortung für die Kinder“ und für „die Steirerinnen und Steirer“ müsse man „einen gemeinsamen Weg finden“, sagte Schickhofer. Bei seinem Nochpartner, ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, erntete er dafür ein knappes „Meine Hand bleibt ausgestreckt“ – ein wenig so, als stünden beide nicht im Fernsehstudio, sondern vor dem Scheidungsrichter.

Schützenhöfer gab in dieser Elefantenrunde ganz den gottesgläubigen Landesvater. Sein „Fels in der Brandung“ sei die katholische Soziallehre, sagte er, um sich vom antisemitischen Liederbuch des steirischen FPÖ-Nationalratsabgeordneten Wolfgang Zanger abzugrenzen. Werte, Kirche, Familie: Es kann gewählt werden. (Irene Brickner, 20.11.2019)