Foto: Artur Michalski

München – Als Klunker würde sich dieser Bernstein nur anbieten, wenn man einen etwas speziellen Geschmack hat: Enthält er doch eine mit allen Details konservierte Raupe, die mitten in der Bewegung erstarrt ist, als sie von dem Baumharz umschlossen wurde, das schließlich zu Bernstein ausgehärtet ist. Für Entomologen ist der Fund ein Fest, immerhin hat die Raupe ein Alter von etwa 44 Millionen Jahren.

"Raupen-Funde im Bernstein sind in jedem Fall Seltenheiten, im Baltischen Bernstein ist dies überhaupt das erste derartige Großschmetterlings-Fossil", sagte Axel Hausmann, Koautor einer Studie zum Fund, die im Fachjournal "Scientific Reports" erschienen ist. Laut der Zoologischen Staatssammlung gehört das Tier zur großen Familie der Spanner (Geometridae) und darin zu den sogenannten Rindenspannern (Boarmiini). Die Art selbst ist allerdings neu – beziehungsweise alt – und erhielt die Bezeichnung Eogeometer vadens.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Schmetterlingen besitzen Spannerraupen zusätzlich zu Brust- und Hinterleibsbeinen nur ein einziges Bauchfußpaar. Dies ermöglicht der Raupe eine typische Art der Fortbewegung, bei der das Tier seine Hinterbeine direkt bis an die Bauchbeine schiebt. Der Körper bildet eine Art Schleife, wenn die Raupe wandert.

Dass solche Tiere nur selten in Bernstein gefunden werden, dürfte laut den Forschern kein Zufall sein: "Dies liegt möglicherweise an der nächtlichen Aktivität der meisten Schmetterlingsraupen. Denn Harz war wohl hauptsächlich bei höheren Tagestemperaturen und direktem Sonnenlicht flüssig", sagt Hausmann. (red, APA, 21. 11. 2019)