Es tue den Deutschen nicht gut, dass sie den Holocaust für einzigartig halten, findet Klimaktivist Roger Hallam.

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Der Mitgründer der radikalen Klimabewegung Extinction Rebellion, Roger Hallam, hat in einem Gespräch mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt, dass er den Umgang der Deutschen mit dem Holocaust für schädlich halte. "Das Ausmaß dieses Traumas kann lähmen", warnte Hallam. "Das verhindert, dass man daraus lernt." Es tue den Deutschen nicht gut, dass sie den Genozid fälschlicherweise für einzigartig halten.

Immer wieder kam Hallam in dem Gespräch mit der "Zeit" auf das Thema Holocaust zurück. Genozide, so der 52-jährige Brite, habe es in den vergangenen 500 Jahren immer wieder gegeben. "Um ehrlich zu sein, könnte man sagen: Das ist ein fast normales Ereignis." Auch der Holocaust sei für ihn "just another fuckery in human history", so Hallam – "nur ein weiterer Scheiß in der Menschheitsgeschichte".

Bereits im Februar 2019 zog der Klimaktivist einen fragwürdigen Vergleich zwischen der Klimakrise und dem Holocaust. In einem Vortrag bei Amnesty International erklärte er, dass er nicht für eine Fragerunde bleiben werde, weil es auch "keine Poesie nach Ausschitz" gab. Angesprochen auf den Vergleich erklärte er später gegenüber der "Zeit", dass die furchtbare Emotionalität, die Auschwitz hervorgerufen habe, nun mal nicht verhüllt worden sei. Dasselbe müsste auch für die Klimakrise gelten. "Nur die Emotionalität treibt Menschen an, etwas zu bewegen."

Buchveröffentlichung gestoppt

Der deutsche Ullstein-Verlag hat aufgrund von Hallams Äußerungen die Veröffentlichung seines Buches gestoppt. "Der Ullstein Verlag distanziert sich in aller Form von aktuellen Äußerungen Roger Hallams... Die Auslieferung des Buches wurde mit sofortiger Wirkung gestoppt", teilte der Verlag am Mittwoch in Berlin mit. Das Buch mit dem Titel "Common Sense. Die gewaltfreie Rebellion gegen die Klimakatastrophe und für das Überleben der Menschheit" sollte am 26. November herauskommen.

Hallam gehört zu den Gründungsmitgliedern von Extinction Rebellion in Großbritannien, wo die inzwischen weltweit aktive Klimaschutzbewegung ihren Ursprung nahm. Die Bewegung setzt auf Aktionen sogenannten zivilen Ungehorsams.

Im September wurde Hallam festgenommen, weil er angekündigt hatte, am Airport London-Heathrow eine Drohne fliegen zu lassen. Er wollte den Flugverkehr stören und so gegen den Bau einer dritten Startbahn protestieren. Der Flugverkehr trägt laut Experten und Umweltschützern zur Klimaerwärmung bei. (red, 20.11.2019)