Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat sich der Mediziner von der Ärzteliste streichen lassen.

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Wels – An 111 Buben soll sich ein Arzt aus dem Salzkammergut vergangen haben, geht aus dem Abschlussbericht der Polizei hervor. Konkret wirft die Staatsanwaltschaft Wels dem 55-Jährigen schweren sexuellen Missbrauch von Minderjährigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses vor. Mit einer Anklage sei Anfang 2020 zu rechnen, so die Staatsanwaltschaft. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Übergriffe sollen seit der Eröffnung der Ordination im Jahr 2000 bis zur Verhaftung des Arztes Anfang 2019 stattgefunden haben. Seit Ende Jänner dieses Jahres befindet sich der 55-Jährige in U-Haft. Neben dem Missbrauchsvorwürfen stehe noch "versuchte Bestimmung zur Anfertigung und Übermittlung von pornografischen Darstellungen Minderjähriger" im Raum, bestätigte Staatsanwaltschaftssprecher Christoph Weber einen Bericht in den "Salzburger Nachrichten" vom Mittwoch. Zumindest drei Kinder haben laut Gutachten "schwere Folgeschäden" davongetragen, womit sich der Strafrahmen von zehn auf 15 Jahre erhöhen dürfte.

Missbrauch soll in und außerhalb der Ordination stattgefunden haben

Die minderjährigen Buben, rund 40 von ihnen unter 14 Jahre, waren als Patienten intim untersucht worden. Der Verdächtige habe ihnen offenbar weisgemacht, die sexuellen Handlungen würden zu den Behandlungen dazugehören. Einigen soll er kleine Geldgeschenke gemacht und sie in sein Haus am Attersee eingeladen haben. Dort zeigte er ihnen offenbar Pornofilme und dürfte sich an ihnen vergangen haben, entnimmt Weber dem Abschlussbericht. Dokumentiert seien 30 Fälle außerhalb der Ordination.

Auch in seinem Ferienhaus am Roten Meer in Ägypten habe der Mediziner allem Anschein nach einen Zwölfjährigen "behandelt". Er hat sich dem Strafverfahren angeschlossen. Die Mutter eines 15-Jährigen hatte den Verdacht publik gemacht. Ihr Kind soll ab dem zwölften Lebensjahr mehrfach von jenem Mediziner sexuell missbraucht worden sein. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat sich der Mediziner von der Ärzteliste streichen lassen. (APA, 20.11.2019)