Van der Bellen kauf seine Bücher lieber beim Buchhändler seines Vertrauens. Vint Cerf betonte, dass nicht jede Datensammlung per se negativ sei.

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Wer kann schon für sich in Anspruch nehmen, federführend an der Entwicklung des Internets beteiligt gewesen zu sein? Vint Cerf kann. Gemeinsam mit seinem Kollegen Bob Kahn hat er jenes TCP/IP-Protokoll entwickelt, das den Austausch zwischen unterschiedlichen Netzen erst ermöglicht. Seit einigen Jahren ist er nun "Chief Internet Evangelist" bei Google, und in dieser Rolle hat er am Mittwoch gemeinsam mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen die HTL Spengergasse im fünften Wiener Gemeindebezirk besucht.

Dabei zeigten sich schnell die Unterschiede in der Herangehensweise der beiden. So betonte Van der Bellen, dass er seine Bücher lieber beim Buchhändler seines Vertrauens kauft, da es ihm unheimlich sei, wie viele Daten Amazon über ihn sammelt. Cerf zeigte dafür zwar prinzipielles Verständnis, betonte aber auch, dass nicht jede Datensammlung per se negativ sei. Er erinnert dabei etwa an Googles eigene Forschung, die durch die Analyse riesiger Datensätze Fortschritte in wichtigen Bereichen wie der Gesundheit verspricht.

Werbung oder Kaufen?

Die Frage des STANDARD, ob man sich damit abfinden müsse, quer durch das Internet von Werbefirmen verfolgt zu werden, verneint Cerf. Seine Hoffnung sei, dass sinkende Preise Bezahldienste, die ohne Tracking aufkommen, zunehmend attraktiver werden lassen. Gleichzeitig sollte aber nicht vergessen werden, dass es ohne die viel gescholtene Werbung zahlreiche Dienste im Netz schlicht nicht gäbe.

Als drängendste aktuelle Frage sieht Cerf jene nach den Spielregeln im Internet, und dabei vor allem den Austausch zwischen verschiedenen Staaten. Genau darum soll es auch kommende Woche beim Internet Governance Forum in Berlin gehen, wohin Cerf als Nächstes reist. (apo, 20.11.2019)