Die Diskussion über Negativzinsen auf Spareinlagen in Deutschland ist um ein Kapitel reicher. Eine bayerische Genossenschaftsbank schuf vollendete Tatsachen, indem sie Neukunden ab dem ersten Cent Strafzinsen von 0,5 Prozent aufbrummt. Damit gibt sie exakt jenen Zinssatz weiter, den sie für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bezahlen muss.

Zwar verrechneten schon zuvor einige deutsche Geldhäuser negative Zinsen auf Spareinlagen, allerdings erst über einem Freibetrag, der davon ausgenommen ist – zumeist 100.000 Euro. Es waren also vor allem größere Vermögen wohlhabender Personen betroffen. Insofern stellt der Vorstoß der Bayern einen Tabubruch dar, der wohl Nachahmer finden wird.

Eine bayerische Genossenschaftsbank verrechnet negative Zinsen auf Spareinlagen.
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In Österreich hat der Oberste Gerichtshof Negativzinsen auf Einlagen von Privaten einen Riegel vorgeschoben. Zum Glück, könnte man meinen. Doch dies erweist sich bei genauerem Hinsehen als voreilig. Da auch Österreichs Banken unter den Strafzinsen der EZB leiden, müssen sie diese Kosten an anderer Stelle hereinholen.

Sie drehen daher an der Gebührenschraube und setzten beim Service den Rotstift an. Spesen und Gebühren treffen aber auch Bankkunden ohne Vermögen und nicht nur Sparer wie in Deutschland. So umstritten und ärgerlich Negativzinsen per se überhaupt sind: Die deutsche Lösung ist zumindest sozial gerechter als der österreichische Weg. (Alexander Hahn, 20.11.2019)