Die FPÖ fordert wegen dieser Protestaktion Konsequenzen für die Studenten.

Foto: Presseservice Wien

Wien – Studenten haben am Dienstagabend eine Vorlesung des Historikers Lothar Höbelt an der Uni Wien gestört und "Nazis raus" skandiert. Anlass der Protestaktion ist ein Vortrag, den der außerordentliche Professor und FPÖ-Historiker bei der rechtsextremen "Herbstakademie" des Freiheitlichen Akademikerverbandes Steiermark (FAV) halten soll.

Diese hielten im Hörsaal ein Banner hoch mit der Aufschrift "Kein Raum für Nazis an der Uni". Es wurden auch Zettel mit einer Auflistung von umstrittenen politischen Aktivitäten Höbelts verteilt, der etwa Beiträge für die vom Dokumentationsarchiv des Widerstands (DÖW) als rechtsextrem eingestufte Zeitschrift "Aula" verfasst hat.

Rechtsextreme Tagung

Höbelt wird auf der rechtsextremen Veranstaltung als "altgediente Koryphäe" angekündigt und über das Thema "'Entgermanisierung'? Österreich und Deutschland nach 1945" sprechen. Die Anmeldungen zur Tagung mit dem Thema "Volk" nimmt der Grazer FPÖ-Gemeinderat Herbert Sickl entgegen. Er war auch der Vermieter der Identitären-Zentrale in Graz.

Der FAV und dem Institut für Staatspolitik (IfS) organisieren die Tagung. Dessen Gründer ist Götz Kubitschek, der als eine der einflussreichsten Figuren des modernen Rechtsextremismus gilt. Das DÖW stuft beide Organisationen als rechtsextrem ein. Die FPÖ bezeichnete den FAV in der Vergangenheit als eine ihrer Vorfeldorganisationen.

ÖH unterstützt Aktion

Von der HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Uni Wien wird die nur wenige Minuten dauernde Aktion unterstützt. Die Uni Wien höre den Studierenden und der ÖH oft nicht zu. Sie müssten ihren Protest daher medienwirksam gestalten, betonte Zissi Fritsche (Gras) vom Vorsitzteam. Organisiert habe man die Aktion allerdings nicht. Die ÖH Uni Wien ortet bei Höbelt, der derzeit in der FPÖ-Historikerkommission mitarbeitet, "Nähe zur extremen Rechten". Von der Uni Wien fordert die ÖH deshalb, den Historiker zu entlassen.

Laut ÖH hat sich Höbelt in seinen Lehrveranstaltungen unter anderem positiv auf Göring-Zitate bezogen und das Wiederbetätigungsgesetz infrage gestellt. Im Jahr 1998 relativierte er die Thesen des damals per Haftbefehl gesuchten und mittlerweile wegen Wiederbetätigung verurteilten Holocaust-Leugners David Irving als "historische Diskussionen".

Laut "Profil" soll Höbelt in einer seiner Vorlesungen auch gesagt haben, dass die "Waffen-SS anfangs nichts anderes war als die Kinderfreunde der SPÖ". Auch an einer Festschrift für Irving soll er mitgeschrieben haben. Außerdem verfasst er regelmäßig Beiträge für rechtsextreme Publikationen.

FPÖ fordert Konsequenzen

Auch die FPÖ richtet unterdessen Forderungen an das Rektorat. Bundesparteiobmann Norbert Hofer verlangte in einer Aussendung, dass die Uni-Leitung die Störaktion verurteilen und Konsequenzen für die beteiligten Studenten setzen müsse. Der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS), die Studentenorganisation der FPÖ, sieht sogar eine "Welle der Intoleranz und geistigen Brandstiftung" aus Deutschland nach Österreich überschwappen.

Im Rektorat betont man, dass Rassismus, Sexismus und Diskriminierung jeder Art an der Uni Wien keinen Platz habe. Aber: "Meinungsfreiheit ist ein hoher Wert für den akademischen Diskurs", so eine Sprecherin. Alle Uni-Angehörigen seien aufgefordert, für demokratische Grundwerte einzutreten und zum respektvollen Miteinander beizutragen. (red, APA, 20.11.2019)