Zu den Einreichungen zählen Notre-Dame in Paris, das "Heilige Tal" der Inkas in Peru und der Rapa-Nui-Nationalpark auf Chiles Osterinsel. Laut dem World Monuments Fund (WMF) seien diese Orte "gewaltigen Bedrohungen ausgesetzt, z. B. Urbanisierung, politischen Unruhen, Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten". Die Liste umfasst Orte, die sowohl eine historische als auch eine aktuelle soziale Bedeutung haben.

Koutammakou, Land der Batammariba (Benin und Togo)

Das Volk der Batammariba lebt an der Grenze von Benin und Togo in der Landschaft Koutammakou. Seit jeher sind ihre Traditionen stark im Bauwesen verankert. Die Erhaltung ihrer traditionellen Wohnhäuser soll den Batammariba helfen, in ihrer historischen Heimat zu bleiben und ihre Lebensweise zu bewahren.

Foto: World Monuments Fund

Ontario Place (Toronto, Kanada)

Diese moderne Megastruktur, derzeit geschlossen, ist durch Sanierungsvorhaben gefährdet, könnte aber weiterhin als Erholungszentrum dem Austausch unter den Bevölkerungsgruppen dienen.

Foto: World Monuments Fund

Rapa-Nui-Nationalpark (Osterinsel, Chile)

Die Osterinsel, 1888 von Chile annektiert, ist bekannt für die Hunderten von Moai-Statuen, die über die gesamte Küste verstreut sind. Ein weiteres kulturelles Highlight erwartet Touristen an der Südwestspitze der Osterinsel. Dort thront spektakulär auf einer schmalen Klippe die Kultstätte Orongo. Dutzende Steinhäuser und in Fels geritzte Bilder gibt es dort zu sehen. Die indigene Gemeinschaft der Osterinsel sucht nach neuen Lösungen, um den Verlust dieser kulturell bedeutenden Felszeichnungen zu stoppen.

Foto: World Monuments Fund

Alexan-Palast (Asyut, Ägypten)

Eine lokale Initiative will diese historische Residenz in ein Museum für Bürger und Besucher von Asyut verwandeln.

Foto: World Monuments Fund

Die traditionellen Häuser im alten jüdischen Stadtteil von Buchara (Buchara, Usbekistan)

In der usbekischen Stadt Buchara lebt seit mehr als einem Jahrtausend ein isolierter Teil der jüdischen Diaspora. Im 16. Jahrhundert wurde Buchara zum Zentrum des jüdischen Lebens in Zentralasien. Die bucharischen Juden pflegen eine lange Tradition des Handels und des Handwerks. Ihr Können zeigt sich etwa an den bucharischen Häusern, die mit filigran geschnitzten Holzstrukturen verziert sind. Die traditionellen Häuser befinden sich im gesamten historischen Zentrum von Buchara, das 1993 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Da jedoch im Laufe der Zeit große Teile der jüdischen Bevölkerung abwanderten, verfallen die Häuser allmählich und drohen zu verschwinden.

Foto: World Monuments Fund

Atriumhäuser von Axerquía (Córdoba, Spanien)

Neue Lösungen sollen die Auswirkungen der Entvölkerung, der Gentrifizierung und des Booms der modernen Tourismusbranche auf diese historische städtische Wohnbautypologie abmildern.

Foto: World Monuments Fund

Das "Heilige Tal" der Inkas (Region um Cusco, Peru)

Etwa 20 Kilometer von der Inka-Hauptstadt Cusco entfernt liegt das "Heilige Tal" der Inka, nahe dem Unesco-Welterbe Machu Picchu. Das Tal wurde vor allem dank des Flusses Urubamba zu einem fruchtbaren Gebiet und somit ein zentraler Ort für die Landwirtschaft der Inkas. Heute ist das "Heilige Tal" vor allem für Touristen die erste Anlaufstelle auf dem Weg nach Machu Picchu. Nur einige Kilometer davon entfernt startete im Jänner der Bau des Internationalen Flughafens Chinchero. Kritiker befürchten, dass der Massentourismus das Welterbe Machu Picchu zerstören wird.

Foto: World Monuments Fund

Notre-Dame de Paris (Paris, Frankreich)

Der Beinahe-Verlust dieser beliebten Kathedrale und globalen Ikone erinnert an die tiefe menschliche Verbindung zu historischen Orten und an das persönliche Trauma, das ihre Zerstörung mit sich bringen kann.

Foto: World Monuments Fund

Iwamatsu-Distrikt (Uwajima, Präfektur Ehime, Japan)

Iwamatsu, eine Hafenstadt auf der Insel Shikoku, entstand dort, wo der Iwamatsu-Fluss in das Seto-Binnenmeer mündet. Durch das Sake-Brauen konnte die Stadt ab dem 17. Jahrhundert gedeihen und sich von einer kleinen Siedlung zu einer florierenden Stadt entwickeln. Ziel ist es, diese historische Gegend zu erhalten, indem man den Tourismus ankurbelt.

Foto: World Monuments Fund

Nationalpark Tuschetien (Georgien)

Die Tuschen möchten sicherstellen, dass die regionale Entwicklung in Ostgeorgien den nachhaltigen Tourismus fördert und ihre Existenzgrundlage nicht beeinträchtigt.

Foto: World Monuments Fund

"Gingerbread-Houses" von Port-au-Prince (Port-au-Prince, Haiti)

Die internationale Zusammenarbeit konzentrierte sich auf die Wiederherstellung des Gingerbread-Viertels von Port-au-Prince nach dem verheerenden Erdbeben im Jänner 2010.

Foto: World Monuments Fund

Historisches Wassersystem des Deccan-Plateaus (Karnataka und Maharashtra, Indien)

Die Revitalisierung traditioneller Wassermanagementsysteme und die Wiederherstellung des lokalen Wissens können dazu beitragen, die Wasserkrise für die Gemeinden anzugehen.

Foto: World Monuments Fund

Sardar-Vallabhbhai-Patel-Stadion (Ahmedabad, Indien)

Diese reparaturbedürftige architektonische Ikone soll den Bewohnern von Ahmedabad weiterhin Möglichkeiten zur Erholung und Zugang zum öffentlichen Raum bieten.

Foto: World Monuments Fund

Bennerley-Viadukt (Derbyshire und Nottinghamshire, England)

Der Bennerley-Viadukt zwischen Awsworth in Nottinghamshire und Ilkeston in Derbyshire ist ein 1877 erbauter Eisenbahnviadukt, der über den Erewash River führt. Seit 1968 ist die Brücke ohne Funktion. Eine neu gegründete Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die gewaltige Brücke für die öffentliche Nutzung zu gewinnen. Der Plan ist Teil einer landesweiten Initiative zur Umwandlung stillgelegter Eisenbahnstrecken in Wander- und Radwege.

Foto: World Monuments Fund

Mam-Rashan-Schrein (Dschabal Sindschar, Irak)

Der Wiederaufbau eines während des Genozids an den Jesiden durch den IS zerstörten Schreins soll der Minderheit zu mehr Gleichberechtigung verhelfen.

Foto: World Monuments Fund

Inari-yu-Badehaus (Kita, Tokio, Japan)

Es soll verhindert werden, dass die Badehäuser in Tokio, zentrales Element der traditionellen japanischen Lebensweise, verschwinden.

Foto: World Monuments Fund

Canal Nacional (Mexiko-Stadt, Mexiko)

Der Canal Nacional in Mexiko-Stadt wurde vor über 2.000 Jahren gebaut, um Waren von Xochimilco ins Stadtzentrum zu transportieren. Er ist ein seltenes Überbleibsel des einst weitläufigen Kanalnetzes der Stadt, das mit der Entwicklung und dem raschen Ausbau der Stadt im 20. Jahrhundert verschwunden ist. Der Canal Nacional hat sich als offener Wasserweg und Treffpunkt für die Menschen der umliegenden Nachbarschaft etabliert. Das soll auch so bleiben.

Foto: World Monuments Fund

Traditionelle burmesische Farmhäuser (Myanmar)

Die Bauernhäuser, die auf einer Stelzenstruktur aus robustem Teakholz mit Bambuswänden und einem Strohdach errichtet wurden, sind der Inbegriff einer jahrhundertelangen Baukultur in Myanmar. Diese droht allerdings unterzugehen, weil sich die Gesellschaft vor Ort rasant verändert.

Foto: World Monuments Fund

Tschoidschin-Lama-Tempel (Ulan-Bator, Mongolei)

In dem ehemaligen Kloster- und Tempelareal im Zentrum von Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei, steht das Tschoidschin-Lama-Tempel-Museum. Die Anlage wurde zwischen 1904 und 1908 errichtet und war einstiger Sitz des "Beschützers Tschoidschin", der zum offiziellen Staatsorakel avancierte, das fortan Offenbarungen und Weissagungen im Tempel verkündete. Heute besteht das Museum aus vier Tempeln und beherbergt sakrale Objekte, unter anderem auch eine größere Sammlung von Cham-Tanz-Masken, die für den rituellen Tanz verwendet werden, der als Meditation gilt. Der WMF setzte das Areal auf seine Beobachtungsliste, um den mongolischen Kunstrat bei seinen Bemühungen zu unterstützen, die Tempelanlage zu erhalten.

Foto: World Monuments Fund

Chivas und Chaityas-Schreine im Kathmandu-Tal (Kathmandu-Tal, Nepal)

Das Kathmandu-Tal in Nepal ist die Heimat einer Vielzahl heiliger Stätten. Viele davon sind bedroht durch die rasch wachsende Urbanisierung, darunter die Chivas und Chaityas-Votivschreine, die vor allem für die Gemeinde der Newar von großer Bedeutung sind. Der WMF unterstützt die Bemühungen der Community, die Schreine zu erhalten.

Foto: World Monuments Fund

Arnakali-Basar (Lahore, Pakistan)

Die Einwohnerzahl in Lahore ist in kurzer Zeit um ein Zehnfaches angestiegen, durch diese rapide Urbanisierung kommt es zum Verlust öffentlicher Räume, die historische Gegend verliert an Bedeutung. Dies bedroht auch den Anarkali-Basar und seiner Umgebung. Studierende des National College of Arts wollen das nun ändern und der Nachbarschaft neues Leben einhauchen.

Foto: World Monuments Fund

Kindler-Kapelle, Evangelischer Friedhof von Pabianice (Pabianice, Woiwodschaft Łódz, Polen)

Das Jugendstil-Mausoleum, das der deutsche Textil-Industrielle Rudolf Kindler in Auftrag gegeben wurde, sollte an die Wiener Kirche am Steinhof (auch: "Kirche zum heiligen Leopold" genannt) erinnern. Die Bauarbeiten dauerten von 1907 bis 1909. Besonders wertvoll sind die zum Teil bis heute erhaltenen Glasmalereien aus der Zittauer Werkstatt von Richard Schlein. Im Jahr 1911 schenkte die Familie das Mausoleum als Begräbniskapelle der evangelischen Gemeinde in der polnischen Stadt Pabianice. Lange Zeit dem Verfall preisgegeben, soll die Kapelle nun restauriert werden.

Foto: World Monuments Fund

Bears Ears National Monument (Utah, USA)

Die "Bears Ears", eine Felsformation im Südosten von Utah, sehen nicht nur spektakulär aus, sondern sind für die Ureinwohner Amerikas auch heilig. Um sie zu schützen, erklärte Barack Obama 2016 die Gegend rund um die Felsformation zum Nationaldenkmal. Doch dann kam Donald Trump an die Macht – und der entschied, dass das Gebiet gar nicht so schützenswert sei. "Das Bears Ears National Monument wurde auf 16 Prozent seiner Originalgröße geschrumpft", schrieb im Februar 2018 "National Geographic". Trumps Begründung: "Die Menschen in Utah sollen die Möglichkeit haben, dort zu wandern und zu jagen." Kritiker befürchten jedoch wirtschaftliche Interessen – es gehe um die Gewinnung von Bodenschätzen.

Foto: World Monuments Fund

Historischer Distrikt Central Aguirre (Aguirre, Puerto Rico, USA)

Die historischen Holzbauten des Central Aguirre Historic District, einst für die Arbeiter einer Zuckerfabrik erbaut, drohen weiter zu verfallen. Erschwerend kam hinzu, dass sie durch den Hurrikan Maria schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der WMF unterstützt lokale Initiativen beim Wiederaufbau und die Ausbildung von Handwerkern, damit diese die alten Techniken des Holzbaus wieder erlernen.

Foto: World Monuments Fund

San Antonio Woolworth Gebäude (San Antonio, Texas, USA)

Das Woolworth Building gilt als Symbol für "Zusammenarbeit zwischen den Rassen". Es war eines der ersten Gebäude in San Antonio, das für Schwarze geöffnet wurde. Allerdings steht es im Schatten einer anderen historischen Stätte, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet: Denn hier fand auch die Schlacht von Alamo statt, was jährlich eine Vielzahl an Touristen anlockt. Um diesen noch mehr Annehmlichkeiten zu bieten, gibt es Umbaupläne, die das Woolworth-Gebäude in Bedrängnis bringen. Es wird nach Lösungen gesucht, die auch die Bedeutung des Gebäudes hervorheben. (max, 8.1.2020)

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Foto: World Monuments Fund