Der Historiker Lothar Höbelt gilt als FPÖ-nahe.

Foto: Andy Urban

Wien/Graz – Die umstrittene Herbsttagung rechter Akademiker nördlich von Graz am Wochenende der steirischen Landtagswahl sorgt für Aufregung. Die mehrtägige Veranstaltung zum Thema "Volk" in Semriach wird vom deutschen Institut für Staatsforschung (IfS) zusammen mit dem Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark (FAV) organisiert.

Das IfS wurde unter anderem von dem rechten Verleger Götz Kubitschek gegründet und gilt als Denkfabrik der "Neuen Rechten" in Deutschland. Die Anmeldung zur Veranstaltung erfolgt über den Grazer FP-Gemeinderat Heinrich Sickl, der schon als Vermieter der Identitären in Graz Schlagzeilen gemacht hat. In der "Kleinen Zeitung" vom Donnerstag bedauert Sickl die Kollision mit der Landtagswahl: "Wir haben den Akademietermin schon vor einem Jahr angesetzt." Die frühere Wahl habe sich hingegen erst diesen Herbst ergeben.

Kampagne gegen FPÖ-nahen Historiker

Der FPÖ-nahe Historiker Lothar Höbelt ist Redner bei der Tagung. Er referiert über "Entgermanisierung? Österreich und Deutschland nach 1945". Linke Aktivisten haben aus diesem Anlass zuletzt eine Vorlesung Höbelts an der Uni Wien gestört und "Nazis raus" skandiert. Die Aktivisten hielten im Hörsaal ein Banner mit der Aufschrift "Kein Raum für Nazis an der Uni" hoch. Es wurden auch Zettel mit einer Auflistung von umstrittenen politischen Aktivitäten Höbelts verteilt. Von der ÖH an der Uni Wien wird die nur wenige Minuten dauernde Aktion unterstützt. Die FPÖ forderte Konsequenzen für die Aktivisten.

Auf dem Programm der seit Jahren stattfinden Herbsttagung stehen auch ein Vortrag des Juristen Thor von Waldstein über "Volk. Ein deutscher Begriff", Nils Wegner über die "Verzerrung des Volksbegriffs in den USA" und Benedikt Kaiser über "Ethnizität und Exterritorialität". Der steirische FP-Chef Mario Kunasek wird in der "Kleinen Zeitung" vom Donnerstag damit zitiert, dass der FAV keine Vorfeldorganisation der Partei sei.

Dass seine Veranstaltung eine Tagung Rechtsextremer sei, weist Sickl zurück: "Diese Verortung liegt wohl daran, dass die befragten Experten dem linken Spektrum zuzuordnen sind." Auch die Nähe der Referenten zu den Identitären lässt er nicht gelten: "Weil man einmal gemeinsam aufgetreten ist, heißt das noch nichts. Das erinnert mich ja schon an die 'Kontaktschuld' in der DDR." (APA, 21.11.2019)