Sie heißen "The Fizz" oder "Smartments", und sie sind auch in Österreich auf dem Vormarsch: Die Rede ist von gewerblichen Anbietern von Wohnhäusern für Studierende bzw. "Young Professionals".

Erst im Oktober wurde das zweite Wiener "The Fizz" im Sonnwendviertel eröffnet (195 Plätze), im Februar folgt das "The Student Hotel" beim Praterstern, das dann mit 819 Zimmern zumindest vorübergehend Österreichs größtes Heim sein wird – bis der DC Tower 3 fertig ist. In diesem wird der US-Riese Greystar fast 900 Einheiten betreiben.

Seit Oktober in Betrieb: "The Fizz" im Wiener Sonnwendviertel.
Foto: International Campus Group

In Bau sind weiters ein Haus in einem der drei Triiiple-Türme (630 Zimmer), ein Projekt der iLive-Gruppe in St. Marx (360) sowie 147 "Smartments Student" der GBI AG im 19. Bezirk. Ergibt zusammen mehr als 3000 Einheiten.

Akademikerhilfe vor ÖJAB

Damit kommt die Vorherrschaft der gemeinnützigen Betreiber gehörig ins Wanken. Noch ist es aber nicht so weit – auch weil trotz abgeschaffter Bundesförderung (siehe unten) hin und wieder auch neue gemeinnützige Heime entstehen.

195 Plätze gibt es im "The Fizz", das Gebäude gehört dem Fondsanbieter Union Investment.
Grafik: STANDARD; Foto: International Campus Group

Der größte Betreiber, die Akademikerhilfe, hat erst am Donnerstag ein neues Heim in der Wiener Fasangasse 46 (3. Bezirk) eröffnet. Das Gebäude gehört der Kongregation Töchter der Göttlichen Liebe, es wurde gemeinsam mit der Akademikerhilfe saniert, berichtet deren Geschäftsführer Bernhard Tschrepitsch. Ein Trakt davon wird den Wiener Philharmonikern zur Verfügung stehen.

Neues Heim der Akademikerhilfe in der Wiener Fasangasse 46, offiziell eröffnet am Donnerstag.
Fotos: Akademikerhilfe

Auf Platz zwei liegt die Jungarbeiterbewegung (ÖJAB), die gerade ihr Haus Niederösterreich 1 in Wien von Grund auf saniert hat (DER STANDARD berichtete). Auf Platz drei landet die Stuwo. Sie wird im Oktober 2020 zwei neue Heime in Linz und Wien mit rund 500 Plätzen eröffnen und dann auf Platz zwei zu liegen kommen.

Die Gebäude nichtgewinnorientierter Betreiber gehören meist den Betreibern selbst, gemeinnützigen Bauträgern oder kirchlichen bzw. karitativen Einrichtungen. Manchmal aber auch Immobilienfonds: Bei zwei der vier Wiener Heime von "Base – Homes for Students" ist die Bank Austria Real Invest Eigentümer der Gebäude.

Ausgezeichnet: Das 2016 eröffnete OeAD-Studentenheim "mineroom" in Leoben bekam kürzlich den Europäischen Solarpreis in der Kategorie Bildung und Ausbildung verliehen.
Foto: OeAD/J. Konstantinov

Bauen für Investoren

Im gewerblichen Segment werden die Heime quasi nur dafür gebaut, um an Investoren verkauft zu werden. Und in aller Regel geschieht das noch in der Bauphase, so wie bei der GBI AG oder beim neuen "The Fizz", das nun ins Portfolio des Fonds "Urban Living Nr. 1" der Union Investment wanderte. Sie besitzt auch das 2015 fertiggestellte "Milestone Graz".

Auch der Luxemburger Investor Corestate, der 2015 im zweiten Bezirk 589 "Linked Living"-Apartments eröffnete, hat einen einschlägigen Spezialfonds. Seit heuer führt die Corestate-Tochter Upartments außerdem im Quartier Belvedere Central 131 Apartments der Marke Joyn, und auch die Einheiten im Triiiple-Turm werden unter dieser Marke geführt werden.

Hauptsächlich Einzelzimmer

Was für die Gewerblichen wie für die Gemeinnützigen gilt: Neue Heime werden – abgesehen von ein paar Pärchenapartments – fast nur noch mit Einzelzimmern ausgestattet. Und sukzessive werden ältere Heime umgebaut. In der Dückegasse in Wien-Donaustadt macht die Stuwo aus 50 Doppel- gerade 100 Einzelzimmer. Das gehe dort baulich sehr gut, sagt Geschäftsführer Florian Huemer.

Den Vormarsch der Gewerblichen sieht er wie viele andere Vertreter der Gemeinnützigen kritisch. Aus deren Sicht gibt es nur noch im "leistbaren" Segment Bedarf, nicht im High-End-Segment mit Zimmern um 700 Euro aufwärts. Die gewerblichen Betreiber sehen das anders und verweisen oft auf die vielen internationalen Studierenden, vor allem in Wien. Auf die ist aber auch ein gemeinnütziger Betreiber spezialisiert, nämlich die OeAD-Wohnraumverwaltung. In ihren Häusern fanden nun 200 Studierende der Central European University (CEU) Unterschlupf, weitere 200 folgen 2020, sagt Geschäftsführer Günther Jedliczka.

Der Bau des von der ÖJAB verwalteten Dr.-Rudolf-Kirchschläger-Hauses in Wien wurde in den 1980er-Jahren noch vom Bund sowie von allen neun Bundesländern gefördert.
Fotos: ÖJAB

Heimbetreiber fordern neue Bundesförderung

Mit dem neuen Studentenheimgesetz, das im September in Kraft trat, sind die gemeinnützigen Heimbetreiber großteils sehr zufrieden. Vor allem deshalb, weil das "Schlupfloch" für gewerbliche Anbieter, die zuvor weder unter das Studentenheimgesetz noch unter das Mietrechtsgesetz fielen, damit geschlossen wurde.

Wünsche an die Politik haben die Betreiber dennoch – und sie haben diese vor der Wahl den Parteien auch schriftlich mitgeteilt. Die Bundesförderung für Neubau und Sanierung von Studentenheimen wurde nämlich 2013 ersatzlos abgeschafft. Seither fördern zwar die Bundesländer weiterhin die Errichtung von Heimen; der große Unterschied zur ehemaligen Bundesförderung ist aber, dass es sich dabei nur um günstige Darlehen handelt. Die Bundesförderung war ein nicht rückzahlbarer Zuschuss.

Ein solcher wäre nun wieder höchst notwendig, sagen mehrere Geschäftsführer gemeinnütziger Heimbetreiber dem STANDARD. Mithilfe der Bundesförderung waren in den vergangenen Jahrzehnten nämlich zahlreiche Heime entstanden, deren Sanierung ansteht. Dafür müssen die Betreiber nun Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen (was die Heimplätze verteuert), denn Rücklagen für die Sanierung zu bilden war den Betreibern sogar ausdrücklich untersagt (was nun mit der Novelle geändert wurde). "Zumindest für die Sanierungen sollte der Bund die Förderung wiedereinführen", wünscht sich etwa ÖJAB-Geshäftsführerin Monika Schüssler. (Martin Putschögl, 23.11.2019)