Der neue Kollektivvertrag gilt ab Jänner 2020.

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Am Ende ging es rasch: Nach vier Verhandlungsrunden haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft am Donnerstagabend auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 413.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel geeinigt. Im Schnitt steigen die Gehälter per 1. Jänner 2020 um 2,35 Prozent, deutlich über der Inflationsrate.

Bei den Einstiegsgehältern gibt es ein Plus von 2,5 Prozent, bei höherer Bezahlung beträgt das Plus 2,2 Prozent. Im zehnten und fünfzehnten Dienstjahr im gleichen Betrieb gibt es jeweils einen einzelnen zusätzlichen Freizeittag.

"Der Abschluss ist für beide Seiten vertretbar", sagte Peter Buchmüller, Handelsobmann in der Wirtschaftskammer Österreich, dem STANDARD. "Wir können den Abschluss gut mittragen", erklärte die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Anita Palkovich von der GPA-djp vor Journalisten.

Höhere Forderungen

In den früheren Verhandlungsrunden waren die Fronten noch ziemlich verhärtet gewesen. Vor der dritten Runde hatte die Gewerkschaft mit Betriebsversammlungen gedroht. Die Forderungen der Arbeitnehmerseite waren deutlich höher, nämlich ein Gehaltsplus von durchschnittlich 4,4 Prozent, drei Freizeittage im Jahr und 130 Euro extra für Lehrlinge. Im Vergleich zu diesem Forderungskatalog ist der Abschluss relativ bescheiden ausgefallen. Er liegt unter den Zuwächsen für die Beschäftigten der Metallindustrie, die zwischen 2,6 und 2,8 Prozent erzielt hatten, und nur wenig über dem diese Woche erzielten Abschluss für die öffentlich Bediensteten, die 2,3 Prozent mehr erhalten.

Die ursprünglichen Forderungen der Gewerkschaften seien völlig unrealistisch gewesen, sagt Buchmüller. Der Abschluss stelle sicher, dass die Betriebe nicht allzu schwer belastet werden und dennoch "die Handelsangestellten mehr Geld im Börsel haben".

Die größten Zuwächse erhalten die Lehrlinge, was aber schon im Vorjahr vereinbart worden war. Die Lehrlingsentschädigung im ersten Jahr steigt um 50 Euro auf 700 Euro, im zweiten Jahr um 80 Euro auf 900 Euro und im dritten Jahr ein Plus von 50 Euro auf 1150 Euro. Insgesamt steigen die Entschädigungen um 7,7 Prozent, rechnet Buchmüller vor.

Ein ORF-Beitrag über den neuen Handels-Kollektivvertrag.
ORF

Appell an die Regierung

Mit der Forderung nach 130 Euro Schulstartgeld ist die Gewerkschaft nicht durchgedrungen. Was erreicht wurde, kostet die Branche kein Geld: Die Sozialpartner werden sich bei der nächsten Regierung dafür starkmachen, dass die erhöhte Familienbeihilfe, die derzeit mit 15 endet, bei Lehrlingen bis zum 18. Lebensjahr ausgeweitet wird.

Buchmüller sieht positive konjunkturelle Auswirkungen durch den Abschluss im Handel. Dort arbeiten viele Teilzeitkräfte mit oft niedrigen Einkommen, die ein Lohnplus meist ausgeben. Umfragen haben im Vorfeld eine hohe Stressbelastung ergeben.

Eine Neuerung gibt es bei den Jubiläumsgeldern, die nach 25 Jahren ausgezahlt werden. Die können in Zukunft auch in Freizeit abgegolten werden, entweder ganz oder teilweise. (Eric Frey, 22.11.2019