So eine Weltpremiere ist vor allem die Stunde der Designer. Was haben die diesmal zuwege gebracht, fragen sich die Gäste. Kommt das beim Publikum an, was wir hier gestaltet haben, fragen sich die Formgeber. Doch zunächst einmal wollen wir den Chef zu Wort kommen, Bernhard Maier, seit 2015 führt er die prosperierende VW-Tochter.

"Unsere neuen Autos passen wie eine zweite Haut", warf er gleich mal ins Auditorium, nachdem er aus den 600 Gästen, die zum Debüt angereist waren, den prominentesten begrüßt hatte, Ministerpräsident Andrej Babiš. Dass der gekommen war, ist auch eine Reverenz an den Autobauer, der allein zehn Prozent des tschechischen BIPs erwirtschaftet.

Auch der Austragungsort passte wie eine zweite Haut. Škoda hatte den in den 1920er-Jahren im Stil der Neuen Sachlichkeit, des Bauhauses – der Octavia huldigt dieser Philosophie ja ebenfalls – gebauten Messepalast (heute Teil der Prager Nationalgalerie) gewählt.

Designrevolutionen sind von Škoda nicht zu erwarten – dafür ein immer präziseres Herausmeißeln von etwas, das man Markenidentität nennt. Beliebteste Version ist der Kombi.
Foto: Andreas Stockinger

Ab in die Digitalisierung

Maier weiter: "Ein Modell ist die Ikone der Marke seit 60 Jahren: der Octavia, der sich bisher 6,5 Millionen Mal verkaufte." Und nachdem Technikchef Christian Strube erläutert hatte, bei der vierten Octavia-Generation unter VW-Dach ziehe der "Einfach nur schlau"-Ansatz (Simply clever) auch in die Digitalisierung ein, und dazu gehe jeder Octavia online, hatte Chefdesigner Oliver Stefani das Wort.

Der Octavia sei das Herz der Marke, betonte er – und hob die kristalline Designsprache hervor sowie die hohe Markenidentität, zu der das äußere und innere Erscheinungsbild der Neuauflage verhelfe. Da waren die Hüllen längst gefallen, hatten die Prager Philharmoniker die eigens für den Auftritt komponierte Octavia-Sinfonie gespielt, und nach den Ansprachen konnte man gleich hautnah probeschauen und -sitzen.

Das Zwei-Speichen-Lenkrad gehört zu einem neuen Interieur-Konzept.
Foto: Andreas Stockinger

Der Octavia soll über lange Zeit gefallen

Karl Neuhold, der seit 2006 fürs Exterieur zuständige steirische Škoda-Designer, begleitete uns beim Lokalaugenschein und betonte dabei noch einmal die Wertigkeit ("In der Preisklasse!"), die coupéhafte Linie des Fünftürers, die Liebe zum Detail (viel Glas wird verwendet) und den Ansatz, "Möbel für die Straße" zu schaffen – Autos, die nicht marktschreierisch seien, sondern einfach nur gefielen, und das über lange Zeit. Wobei, so beseelt von Handwerkskunst, wie er das meint, müsste man fast Meuble schreiben.

Länger, breiter, mehr (Koffer-) Raum, so lässt sich der Octavia nüchtern zusammenfassen. Konkret: 4,69 m lang sind Limousine (plus 19 mm) und Combi (plus 22 mm) jetzt – und 1,83 m breit (plus 15 mm). Kofferraum Limousine: 600 l (+10), Combi: 640 l (+30).

Viele Ausführungen der neuen Generation

Elegant, elegant: Die fünftürige Limousine wirkt fast wie ein Coupé.
Foto: Andreas Stockinger

Marktstart in Österreich ist im zweiten Quartal 2020, los geht’s mit dem Combi, die Limousine folgt wenig später. Ein rustikaler Scout ist auch wieder vorgesehen, Allradversionen ebenso.

Antriebsseitig in Aussicht gestellt sind saubere, sparsame (Mild-Hybrid-)Benziner und Diesel, das Leistungsspektrum wird von 110 bis 204 PS reichen, wobei Letztere zum Octavia iV gehören. Das Kürzel steht für Plug-in-Hybrid, er kommt ein Jahr später, und die elektrische Reise geht bei ihm bis zu 55 WLTP-Kilometer weit. Und die Eingangsfrage, kommt der an, der neue Octavia? Jede Wette. (Andreas Stockinger, 22.11.2019)