Die Berichterstattung über die Casinos-Affäre färbe auf das Unternehmen ab, beklagen die Mitarbeiter.

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Wien – Kaum ein österreichisches Unternehmen steht seit den andauernden Enthüllungen in der sogenannten Postenschacher-Affäre so sehr in der Öffentlichkeit wie die Casinos Austria AG (Casag). Die Vorwürfe wiegen schwer: Mutmaßliche Bestechung, Amtsmissbrauch und Untreue stehen im Raum. Die Schlagzeilen färben auch auf die Stimmung im Unternehmen ab, zumindest sehen das die Belegschaftsvertreter der Casag so. Sie haben sich in einem "Hilferuf" an die Öffentlichkeit gewandt, weil sie die Reputation der über 3.000 Mitarbeiter gefährdet sehen.

In dem Brief betonen sie die Professionalität der Belegschaft und beklagen den Schaden, der durch die Medienberichte entstehe. Dass Medien die Ereignisse rund um die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) als "Casinos-Affäre" bezeichnen, sei irreführend, da die Vorgänge "AUSSERHALB" des Unternehmens stattgefunden hätten. Sollte es tatsächlich geheime Absprachen zwischen FPÖ und Novomatic gegeben haben, seien diese zulasten des Unternehmens erfolgt, sagt die Belegschaft. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Gegen Privatisierung

An die drei Kernaktionäre – Sazka, Republik Österreich und Novomatic – richten sie ihren Appell, da diese ihre eigenen Interessen hintenanstellen sollen, an den Aufsichtsrat urgieren sie, da dieser Verantwortung übernehmen müsse, an die Politik wenden sie sich, da diese "kein politisches Kleingeld auf dem Rücken unserer Mitarbeiter" wechseln soll, und auch die Justiz soll rasch Ermittlungsergebnisse liefern.

Außerdem richten sie einen Appell an die zukünftige Bundesregierung, die Anteile der Öbag abzusichern und nicht zu verkaufen. Privatisierungsfantasien sei eine klare Absage zu erteilen. Rückhalt dafür erhielt die Belegschaft von der Gewerkschaft GPA-djp.

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Neuer Brief veröffentlicht

Um das Wohl der Casinos Austria rund um die Neubestellung des Vorstands hat sich auch der frühere Vorstandschef Alexander Labak gesorgt. In einem Schreiben an den Aufsichtsratspräsidenten Walter Rothensteiner, das der "Falter" veröffentlichte, schrieb er im Februar 2019, es sei eine Gefahr, wenn zukünftige Vorstände "ihre Loyalitäten primär außerhalb des Unternehmens sehen". Das gelte auch für andere damals kolportierte Kandidaten, insbesondere aber für Peter Sidlo. Dieser "wurde von der Novo ganz offensichtlich mit dem klaren Ziel nominiert, von der FPÖ im Gegenzug eine politische Unterstützung für die Gewährung zusätzlicher Lizenzen (z. B. Online-Gaming) zu sichern", schrieb Labak. Er ging davon aus, dass Sidlo nicht vorbehaltlos "für die Beibehaltung des jetzigen Lizenzstatus zum Wohl des Unternehmens eintreten wird". Auch äußerte Labak Zweifel an der Qualifikation Sidlos. (red, APA, 22.11.2019)