Die Theke beim Empfang wird noch auf FM4-Gelb poliert, aber im Grunde ist schon alles fertig für den Neustart. Ab Montag um neun Uhr strahlt FM4 sein Programm vom neuen Standort aus. „You’re at home, baby“ heißt es ab dann aus dem ORF-Zentrum, Würzburggasse.

„Eigentlich freuen sich alle“, sagt Oliver Lingens, der den Umzug vom Funkhaus in der Argentinierstraße auf den Küniglberg leitet. Rund eineinhalb Jahre haben Planung und Umsetzung gebraucht. „Eine Herausforderung“, sagt der technische Leiter von FM4, Wolfgang Rezny.

Der prägende Werbespruch "You’re at home, baby" ziert auch die Wände im neuen Aufnahmestudio von FM4.
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Auf rund 400 Quadratmetern eines sanierten Traktes im zweiten Stock des Roland-Rainer-Baus sind künftig die 70 ständigen Mitarbeiter untergebracht. Widerstände gegen die Übersiedlung habe es kaum gegeben, sagt Lingens: „Bei uns verändert sich ja der Arbeitsbereich im Großraum nur wenig.“ Einen anderen Standpunkt hat die IG Autorinnen Autoren. Gerhard Ruiss sieht in einer Aussendung „die freche, alternative, unbekümmerte, akustisch andere Seite der sonst brav und bieder daherkommenden Jugendkultur“ im ORF-Radio dahinscheiden.

Doppelböden

Zumindest technisch sollte nichts schiefgehen: Rezny hat einzelne Sendungen probeweise schon von hier gespielt und die technische Infrastruktur geplant, Doppelböden für Kabel einziehen lassen, die Akustik höchsten Anforderungen angepasst, moderne Studiotechnologie eingerichtet und auf Details geachtet, etwa auf Barrierefreiheit in den Aufnahmestudios: „Radiostudios brauchen für gewöhnlich eine Stufe, damit man die Türe schalldicht zumachen kann. Wir haben sie so niedrig wie möglich gemacht, damit Gäste auch mit Rollstühlen hereinkönnen.“

Am Montag meldet sich zuerst die "Morning Show" vom Küniglberg.
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Gefordert sahen sich die Logistiker durch die relativ knappe Zeit, in der die Übersiedlung vonstattengehen musste. Vor eineinhalb Jahren wurde klar, dass Generaldirektor Alexander Wrabetz einen Plan B umzusetzen hatte, weil Widmungen für einen geplanten Neubau nicht gewährt wurden. Die Räume des 2003 endgültig beendeten Radio Österreich International boten sich an und wurden als passend befunden. Was zur Folge hatte, dass um vorhandene Gegebenheiten herumgeplant werden musste. Die Studios von früher sind geblieben. Das neue FM4 teilt sich in zwei durch das Stiegenhaus getrennte Bereiche: Im Bürotrakt werken Redakteure, im Studiotrakt wird produziert.

Ausreichend Platz

Moderierte Sendungen können in zwei Studios gesendet werden, dort ist außerdem noch Platz für Producer und Gäste. Genaue Kosten gibt der ORF nicht bekannt, intern ist von „ein paar Millionen“ die Rede. Gleich nebenan befindet sich die DJ-Station mit Turntables und Mischpulten, wo etwa Nachtprogramme gespielt werden. Ein geräumiges Studio erlaubt Livesessions. Alles ist verkabelt, sodass von überall für Radio, Podcasts und Bewegtbild aufgenommen werden kann. Man denke schon an den ORF-Player, sagt Rezny. Die Moderatoren haben bereits Schulungen hinter sich. Optisches Herzstück des Studiotraktes ist das achteckige Fenster samt Südblick.

Alles in und außerhalb der Studios ist verkabelt, sodass von überall für Radio, Podcasts und Bewegtbild aufgenommen werden kann.
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Mit der räumlichen Erneuerung kommt das Jubläum. Im Jänner begeht der Sender seine ersten 25 Jahre. Laut Radiotest hält FM4 seine Tagesreichweite bei den 14- bis 49-Jährigen bei 5,1 Prozent. Dass die Hörergruppe älter wird, beanstandeten zuletzt Stiftungsräte, weshalb Radio- und FM4-Chefin Monika Eigensperger mit Neuzugängen und Podcasts versuchte, den Schnitt zu senken. Jüngstes FM4-„Baby“: Lisa Schneider holt im FM4 Soundpark österreichische Musiker vor den Vorhang. (Doris Priesching, 23.11.2019)

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