Es war eine Ansage ohne Anlauf. Vollkommen überraschend bot CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, die seit ihrem Amtsantritt viel Kritik hatte einstecken müssen, am Parteitag ihren Rücktritt an.

Wenn ich euch nicht passe, dann könne man das hier und jetzt und heute beenden, sagte sie – und setzte damit alles auf eine Karte. Doch ihr Plan ging auf: Die überrumpelten Delegierten ließen sich zum Schwur zwingen und stellten sich lautstark applaudierend hinter AKK.

CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer.
Foto: EPA/CLEMENS BILAN

Ein kluger Schachzug war das – ein Befreiungsschlag einer Politikerin, die damit auch zeigte, dass man ihren Machtanspruch nicht unterschätzen sollte. Widersacher Friedrich Merz konnte danach nur beidrehen und seine Loyalität versichern.

Allerdings hat Kramp-Karrenbauer in Leipzig zwar eine Schlacht gewonnen, aber noch lange nicht den Wettlauf ins Kanzleramt. Sie kann jetzt einmal durchatmen, die vielen Fallstricke jedoch sind nicht weniger geworden.

Der CDU laufen die Wählerinnen und Wähler davon, die Stimmung in der großen Koalition ist schlecht, die Unzufriedenheit in der Partei verschwindet nicht einfach. Und im Kanzleramt sitzt Angela Merkel, die nicht weichen will.

Mit ihrem Manöver hat sich Kramp-Karrenbauer Beinfreiheit verschafft. Aber sie muss diese jetzt auch nutzen. Und sie wird wissen: Eine Rücktrittsdrohung als Druckmittel kann man nur ein einziges Mal einsetzen. (Birgit Baumann, 22.11.2019)