Im Mai 2019 posierte Heinz-Christian Strache für seine Facebook-Follower in seinem Büro vor einem Hundertwasser-Bild. Eine Leihgabe aus der Privatsammlung von Christian Baha (Superfund).
Foto: Facebook

Dass die FPÖ Gold hortet, war seit dem Ibiza-Video anzunehmen. Denn Heinz-Christian Straches Sichtweise dazu war am verhängnisvollen Abend in der Finca auf Ibiza wiederholt Thema. Auch im übertragenen Sinne, als es um eine Privatisierung des von ihm als "weißes Gold" bezeichneten Wassers ging. Undenkbar, da seien die Österreicher allergisch, so sein Fazit. 2013 hatte Markus Tschank für Johann Gudenus ein Rechtsgutachten zur Teilprivatisierung des Wiener Wassers verfasst.

Beim Edelmetall pries Strache jedenfalls mehrmals die Vorteile: etwa im Hinblick auf eine Wirtschaftskrise, die durch die Abschaffung des Bargelds bald drohe. Und nahezu euphorisch skizzierte er Gewinne, die durch Spekulationen zu erwirtschaften seien. Belegt, denn damit habe er ja "das Geschäft meines Lebens gemacht", konkret sein Privatvermögen verdoppelt. Letztlich, denn zuerst habe er den Rat eines befreundeten Investmentfachmanns ignoriert, der ihm schon 2006 eine Investition in Gold empfahl.

Folge der Spur der Kunst

Um welchen Experten es sich dabei handelte, gaben die Süddeutsche Zeitung und Spiegel im Zuge der Aufdeckung des Skandalvideos nicht bekannt. DER STANDARD machte ihn bereits im Juni über eine Verbindung ausfindig, die bis zu Straches Rücktritt sein Büro im Bundeskanzleramt schmückte: das Stadt von jenseits der Sonne aus gesehen betitelte Gemälde von Friedensreich Hundertwasser. Am 17. Mai postete der Vizekanzler auf Facebook Fotos, auf denen er vor diesem Bild, einer "Leihgabe", posierte. Ergänzend gab es historische Aufnahmen, die Bruno Kreisky vor dem "Schwesternbild" des Künstlers zeigten.

Strache präsentierte sich damit quasi auf Augenhöhe mit einem Nationalheiligen der heimischen Politgeschichte. Eine Inszenierung, die schnell verpuffte. Es war jener Tag, an dem abends die Sequenzen des Ibiza-Videos öffentlich wurden.

Wer aber hatte Strache das wertvolle Gemälde als Wandschmuck geliehen? Im Dezember 2017 war es bei Christie’s in Paris für stattliche 532.000 Euro versteigert worden. Ein Auktionsweltrekord übrigens. STANDARD-Recherchen zufolge landete das Bild in der weltweit größten Privatsammlung für Werke Friedensreich Hundertwasser: sie gehört dem Superfund-Eigner Christian Baha, der seinem Freund auch die Goldinvestition empfahl.

Nach Veröffentlichung des Artikels ("Straches mysteriöses Hundertwasser-Pos(t)ing", 15.6.) bestätigte Falter-Chefredakteur Florian Klenk via Twitter, dass Strache im Ibiza-Video den Superfund-Chef namentlich genannt hatte.

Als für die Investitionen der FPÖ Verantwortlicher, erläuterte er den Lockvögeln seine vermeintlich risikosichere Methode: "Ein Drittel der Kohle" müsse man in Immobilien haben, ein weiteres in Fremd- oder Kryptowährungen und eben ein Drittel "in Gold und Silber".

Versteckmethode

Bahas Investmentgesellschaft bietet bekanntlich auch Goldfonds für Anleger an. Ein digitalisiertes Modell, im Gegensatz zum materiellen, das im Notfall sofort greifbar wäre. Die FPÖ setzte auf Barren, Baha privat auch schon mal auf Münzen, wie seit einem kuriosen Kriminalfall bekannt ist.

2012 hatte er auf seinem Anwesen in Niederösterreich mehr als 130 Kilogramm Gold- und Silbermünzen im Wert von 2,6 Millionen Euro versteckt. "Für schlechte Zeiten" und weil er den Banken nicht traute, wie Bahas Anwalt in einem Prozess erläuterte. Die Münzen waren von zwei seiner Mitarbeiter im Park des Schlosses Frohsdorf in Jutesäcken vergraben und teils in einem stillgelegten Kamin einbetoniert worden. Als die beiden zwei Jahre später knapp bei Kasse waren, gruben sie den Münzschatz wieder aus. Bei einer von Baha veranlassten Kontrolle flog der Diebstahl schließlich auf. Die Diebe waren schnell ermittelt und landeten vor Gericht.

Dem Vernehmen nach setzt Christian Baha dennoch weiter auf die Versteckmethode. Die FPÖ entschied sich, ihre mit Goldbarren gefüllten versiegelten Kassetten in einem Tresor im Tiroler Defereggental zu bunkern. (Olga Kronsteiner, 22.11.2019)