Die Regierung wollte mit der Ausgangssperre weitere Ausschreitungen verhindern.

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Demonstration in Cali.

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Polizeieinsatz in Bogotá.

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Bogota – Nach Massenprotesten gegen die kolumbianische Regierung und schweren Ausschreitungen ist in der Hauptstadt Bogotá eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden. Seit Freitag, 21 Uhr bis 6 Uhr morgens dürfe niemand auf die Straße, teilte Bürgermeister Enrique Peñalosa Londoño mit. Ausnahmen galten für Flugreisende, Flughafenmitarbeiter und Piloten.

Mit der Ausgangssperre wollte die Stadtverwaltung weitere Krawalle verhindern. Im Süden von Bogotá hatten sich vermummte Demonstranten zuletzt Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Sie schleuderten Steine auf die Sicherheitskräfte, die wiederum feuerten Tränengas und Blendgranaten in die Menge. Rund 20.000 Polizisten waren in der Hauptstadt im Einsatz.

Mehrere Tote

Im Department Valle de Cauca im Westen des Landes wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums drei Menschen bei Zusammenstößen getötet. Bei Krawallen am Rande der Demonstrationen seien 150 Polizisten und 122 Zivilisten verletzt worden. Außerdem habe es 98 Festnahmen gegeben.

"Taz"-Korrespondentin Katharina Wojczenko über die Ursachen der Proteste.










"Friedliche Meinungsäußerung ist ein Recht in einer Demokratie, aber wir sollten jede Form der Gewalt kategorisch ablehnen", sagte Präsident Iván Duque. "Es ist unsere Pflicht, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Sicherheit zu garantieren. Diese Prinzipien werden niemals preisgegeben an jene, die zu Hass und Gewalt aufrufen.

Die Proteste hatten am Donnerstag begonnen, als rund 200.000 Menschen in zahlreichen Städten gegen die Regierung des konservativen Präsidenten Duque auf die Straße gingen. Die Proteste richten sich unter anderem gegen geplante Arbeitsmarkt- und Pensionsreformen sowie die zunehmende Gewalt gegen Aktivisten mit sozialen Anliegen.

Anschlag auf Polizeistation

Bei einem Anschlag auf eine Polizeiwache in Santander de Quilichao in einer Konfliktregion im Südwesten wurden nach Behördenangaben drei Polizisten getötet und mehrere Menschen verletzt, zwei von ihnen schwer. Die Polizeiwache sei mit Gasflaschen angegriffen worden, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Freitag.

Der Behördenvertreter schloss aus, dass der Anschlag mit den Protesten gegen Duque zusammenhängt. Vielmehr sei die Tat im Zusammenhang mit den Aktivitäten bewaffneter Gruppen im Departamento Cauca zu sehen.

Zuletzt waren zahlreiche Länder in Südamerika von heftigen Protesten erschüttert worden. In Bolivien trat Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh ins Exil nach Mexiko. In Chile einigten sich Regierung und Opposition nach wochenlangen Demonstrationen darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten. In Ecuador musste die Regierung wegen heftiger Proteste die Streichung von Benzinsubventionen zurücknehmen. (APA, 23.11.2019)