Bei seiner Pressekonferenz am 1. Oktober hatte Heinz-Christian Strache noch angekündigt, auf "jedes weitere politische Amt" zu verzichten. Ihm gehe es auch darum, "eine Zerreißprobe und Spaltung der FPÖ um jeden Preis zu verhindern." Diese Aussagen dürften mit seiner politischen Comeback-Ankündigung nun obsolet sein.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dürfte es mit seinem selbst angekündigten "kompletten Rückzug aus der Politik" nicht mehr so genau nehmen. Am Samstag nahm Strache als Redner bei einer Demonstration gegen das neue generelle Rauchverbot in der Gastronomie teil – "als Bürger und Betroffener", wie er selbst meinte.

Auf Facebook liebäugelte Strache hingegen mit einem Comeback auf der politischen Bühne. "Ich biete der FPÖ die Aufhebung meiner Suspendierung (diese war eine Anti-Freiheitliche Vorverurteilung) und Rückkehr als Parteichef an", schrieb Strache Samstagnacht. Und: "Die Parteibasis soll entscheiden. Machen wir eine demokratische Basis-Abstimmung!"

Am Sonntag am frühen Nachmittag bearbeitete Strache sein Posting und änderte es ab. Strache bot der FPÖ nur noch seine "Rückkehr als Wiener Parteichef" an. Die Parteibasis "sollte beim kommenden Landesparteitag entscheiden. Machen wir eine demokratische Basis-Abstimmung, wer die FPÖ in die Zukunft und Wiener Wahl 2020 führen soll."

Strache reagierte damit auf ein Posting eines anderen Users, der meinte, eine Liste HC würde die FPÖ spalten und vernichten.

Mit einem dritten Posting auf seiner Facebook-Seite zu diesem Thema präzisierte Strache, dass er auch "die Rücknahme des Parteiausschlusses meiner Frau Philippa" anbiete.

Als Vizekanzler und Parteichef zurückgetreten

Strache war infolge des Ibiza-Videos als Vizekanzler und Parteichef der FPÖ zurückgetreten. Nach Enthüllungen über sein Spesenkonto wurde Strache – mittlerweile nur noch einfaches Parteimitglied – vom neuen Parteichef Norbert Hofer Anfang Oktober suspendiert. Strache selbst hatte zuvor angekündigt, seine Mitgliedschaft vorerst ruhend zu stellen. Zudem kündigte Strache in einer Pressekonferenz auch an, "jegliche politische Tätigkeit" einzustellen und "keine politische Funktion" mehr anzustreben.

Diese Aussagen dürften mit Straches Comeback-Ankündigung nun obsolet sein. Möglich ist, dass Strache eine offene Auseinandersetzung mit der aktuellen FPÖ-Spitze führen oder eine eigene "Liste Strache" für die Wien-Wahl 2020 gründen wird.

Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) möchte wieder Parteiobmann der FPÖ-Wien werden. Die Parteibasis solle das beim nächsten Parteitag entscheiden.
ORF

Partei kann Aussage "nicht nachvollziehen"

Die Wiener FPÖ kann Straches Aussagen"nicht nachvollziehen", erklärte Landesparteisekretär Michael Stumpf. "Ein suspendiertes Mitglied kann sich allein statuarisch nicht am Landesparteitag als Kandidat für die Obmannschaft aufstellen."

Stumpf findet das Ansinnen des über das Ibiza-Video gestolperten Ex-Parteichefs "interessant": "Denn seine (Straches, Anm.) Erklärungen aus den vergangenen Monaten, nämlich dass er sich aus der Politik vollständig zurückzieht, haben wir zur Kenntnis genommen und nie bezweifelt."

Der Landesparteisekretär kündigte an, dass die Partei weiterhin ihrer Linie in der Causa treu bleiben wird: "Wir müssen abwarten, was die Ermittlungen ergeben." Dann werde die Situation bewertet: "Eine Aufhebung der Suspendierung Straches käme nur infrage, wenn an den Vorwürfen nichts dran ist."

Deutliche Worte fand auch der Tiroler FPÖ-Landesparteichef Markus Abwerzger – ohne den Namen Strache zu erwähnen. "Jemand zerstört sein gesamtes Lebenswerk, reißt eine Partei, Mitarbeiter, ehrenamtliche Funktionäre mit. Die Partei strauchelt, fängt sich und beginnt mühsam wieder hochzukommen. Der Jemand liefert ständig Querschüsse und möchte nunmehr wieder die Partei übernehmen", schrieb Abwerzger auf Twitter.

Bundesparteichef Norbert Hofer hatte eine politische Rückkehr von Strache jedoch erst kürzlich ausgeschlossen – selbst wenn er in der Causa Ibiza freigesprochen wird. Strache habe "eine tolle Karriere gehabt bis hin zum Vizekanzler", aber: "Irgendwann ist halt auch ein Weg zu Ende, und der ist zu Ende", sagte Hofer. (krud, and, 24.11.2019)