Peter Seisenbacher soll sich in seiner Zeit als Judotrainer an zwei Unmündigen vergangen und eine dritte bedrängt haben.

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Seisenbacher wurde im September festgenommen, als er versuchte, illegal von der Ukraine nach Polen zu reisen.

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Seisenbacher gewann Gold im Judo bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul.

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Wien – Unter regem medialem Interesse hat am Montag am Wiener Landesgericht der Missbrauchsprozess gegen Ex-Judoka Peter Seisenbacher begonnen. Der zweifache Olympiasieger wies die gegen ihn gerichteten Vorwürfe zurück: "Ich bin nicht schuldig", gab er zu Beginn seiner Einvernahme zu Protokoll.

Seisenbacher bezeichnete sich in seiner Beschuldigteneinvernahme als Opfer einer Verschwörung. Drei ehemalige Schützlinge hätten sich gegen ihn verabredet: "Davon bin ich überzeugt." Die drei würden einander "sehr gut" kennen und hätten sich über Jahre hinweg "immer wieder getroffen", betonte Seisenbacher: "Sie haben oft und lange Gelegenheit gehabt, sich auszutauschen."

Auf die Frage, weshalb ihn die drei zu Unrecht belasten sollten, erwiderte der Angeklagte: "Ich fühle mich nicht unbedingt zuständig, über die Psyche dieser Personen zu mutmaßen." Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt und soll am 2. Dezember zu Ende gehen.

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Verteidiger von Unschuld überzeugt

Anwalt Bernhard Lehofer zeigte sich von der Schuldlosigkeit seines Mandanten überzeugt. Er kenne Seisenbacher seit mehr als 40 Jahren: "Ich war und bin von seiner Unschuld überzeugt. Niemand, der ihn kennt, traut ihm das zu." Seisenbacher habe "mit den stärksten Männern der Welt gekämpft", betonte Lehofer. "Es hat ihm in keinster Weise an Frauen gemangelt. Er passt in keinster Weise in das Schema derer rein, die sich an Kindern vergreifen."

Abgesehen von den drei Personen, die von der Staatsanwaltschaft als Opfer strafbarer Handlungen geführt werden, gebe es "niemanden, der den Herrn Seisenbacher belastet", erklärte Lehofer. "Es ist nix passiert. Niemand ist angegriffen worden. Nichts ist aufgefallen."

Die Vorwürfe

Seisenbacher hatte Gold bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles und 1988 in Seoul gewonnen, nach dem Ende seiner Karriere wurde er Trainer. Das erste mutmaßliche Opfer war erst neun Jahre alt. Seisenbacher war ein Bekannter des Vaters des Mädchens, sie begann in dem Verein zu trainieren, in dem auch der Angeklagte tätig war. 1997 soll der damals 37 Jahre alte Seisenbacher begonnen haben, zudringlich zu werden, von 1999 an sei es dann zu geschlechtlichen Handlungen gekommen, sagt die Anklagebehörde.

Beim zweiten Missbrauchsfall geht es ebenfalls um eine Unmündige. Ab Sommer 2004 soll Seisenbacher mit einer 13-Jährigen, die er ebenfalls als Trainer der Kindergruppe kennenlernte, sexuelle Handlungen durchgeführt haben. Angezeigt wurden die angeklagten Vorfälle erst Jahre später. Zusätzlich soll Seisenbacher auf einem Sommerlager im Jahr 2001 eine 16-Jährige bedrängt haben.

Der heute 59-Jährige wurde deshalb wegen schweren sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in drei Fällen gesucht. Er flüchtete 2016 und entzog sich somit mehr als zweieinhalb Jahre lang einem Verfahren in Wien.

Schon einmal festgenommen

Schon einmal, am 1. August 2017, war Seisenbacher auf Grundlage eines internationalen Haftbefehls von ukrainischen Polizisten in Kiew festgenommen worden. Aus einer baldigen Auslieferung wurde jedoch nichts: Nachdem die Behörden in Kiew zur Überzeugung gelangt waren, dass der Seisenbacher in Österreich vorgeworfene sexuelle Missbrauch Unmündiger unter Ausnutzung eines Autoritätsverhältnisses zwischen 1997 und 2004 nach ukrainischem Recht verjährt war, entließen sie ihn aus der Haft und lehnten das österreichische Auslieferungsbegehren formal ab.

Als offensichtlich freundliche Geste ermöglichte das ukrainische Justizministerium jedoch damals Vertretern der österreichischen Botschaft in Kiew, zwei Pässe des Ex-Sportlers für ungültig zu erklären. Ohne Hilfe österreichischer Behörden, die neue Reisedokumente hätten ausstellen müssen, war eine Ausreise Seisenbachers aus der Ukraine somit praktisch nicht mehr möglich. Das wurde ihm zum Verhängnis, als er Mitte September versuchte, nach Polen auszureisen, und festgenommen wurde. (APA, red, 25.11.2019)