Linux 5.4 bringt auch verbesserten Support für aktuelle Apple-Rechner.

Grafik: Linux

Die vergangene Woche war aus Kernel-Sicht eine äußerst langweilige – und das ist in diesem Fall eine erfreuliche Nachricht, wie Linux-Erfinder Linus Torvalds betont. Bedeutet dies doch, dass keine neuen Hindernisse für die Freigabe von Linux 5.4 mehr aufgetaucht sind. Also wurde die neue Softwaregeneration nun offiziell freigegeben.

Schlussstrich

Linux 5.4 zeichnet sich wie gewohnt durch eine Fülle an Neuerungen quer durch alle Bereiche des Kernels aus. Ein Punkt sticht dabei aber besonders heraus: Die Aufnahme des offiziellen exFAT-Treibers von Microsoft. Damit findet ein unrühmliches Kapitel ihr Ende. Hatte der Windows-Hersteller doch immer wieder mit Patentansprüchen rund um exFAT für Aufregung gesorgt. Parallel zur Freigabe des Codes hat Microsoft nun aber die entsprechenden Patente für Linux freigegeben.

Die Aufnahme des Microsoft-Codes bedeutet allerdings nicht, dass die gesamte Saga nun zu Ende ist, wie heise.de betont. Hat sich doch mittlerweile herausgestellt, dass Samsung seinen eigenen exFAT-Support, der bisher im Kernel zu finden war, intern massiv weiterentwickelt hat. Und diesen "sdFAT" genannten Treiber will man nun auch in den offiziellen Kernel bringen. Mit Paragon Software gibt es sogar noch einen weiteren Hersteller, der einen eigenen exFAT-Treiber in den Kernel einfließen lassen will.

Root-Beschränkgungen

Eine weitere große Neuerung in Linux 5.4 bilden neue Möglichkeiten, die Rechte des Root-Nutzers einzuschränken. Diese "Kernel Lockdown" genannten Änderungen waren zuvor jahrelang durchaus kontrovers diskutiert worden. Hinter der Aufnahme stehen nun vor allem Sicherheitsüberlegungen. So ist es Root-Nutzern bisher möglich, Sicherheitsfunktionen wie UEFI Secure Boot auszuhebeln – mit dem Lockdown soll das nicht mehr gehen. Auch die Installation von Rootkits zur Unterwanderung eines Systems wird so erschwert.

Verbesserter Mac-Support

Wie immer machen auch bei Linux 5.4 neue Treiber einen wichtigen Teil der Neuerungen aus. Dabei sticht unter anderem der erheblich verbesserte Support für neue Macs (ab dem Jahr 2018) hervor. Nötig wurde all das, da Apple bei der NVMe-Implementation eigene – und wie gewohnt: nicht dokumentierte – Wege beschreitet. Also musste der Treiber zum Ansprechen der in diesen Geräten verbauten Datenträgern via Reverse Engineering nachgebaut werden. Ebenfalls neu ist der Support für die Anfang Oktober vorgestellte Radeon-Serie RX 5500 von AMD.

Zufallszahlen und Android

Linus Torvalds mag weiter die zentrale Rolle in der Entwicklung des Kernels einnehmen, selbst schreibt er aber nur mehr selten Code. Für Linux 5.4 gibt es nun eine Ausnahme: Der Linux-Erfinder hat selbst umfassende Änderungen am Zufallszahlengenerator vorgenommen. Aktuelle Änderungen am ext4-Treiber hatten zuvor Probleme in diesem Bereich offenbar gemacht, die zu Verzögerungen im Boot-Vorgang führen konnten. Einige Verbesserungen gab es auch für den Android-Support im Kernel. So gibt es etwa Änderungen, die den App-Start beschleunigen sollen.

Download

Linux 5.4 steht in Form des Quellcodes von der Seite des Projekts zur Verfügung. Der neuen Version kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, wird sie doch Langzeitsupport erhalten. Das bedeutet, dass sie mindestens zwei Jahre lang mit Fehlerbereinigungen versorgt wird, es ist aber davon auszugehen, dass dieser Support noch auf sechs Jahre ausgedehnt wird.

Mit der Freigabe von Linux 5.4 wird wie gewohnt der Startschuss für die Aufnahme neuer Features für die folgende Softwareversion gegeben. Linux 5.5 dürfte dann dem üblichen Rhythmus folgend Ende Jänner oder Anfang Februar 2020 fertig werden. (Andreas Proschofsky, 25.11.2019)