TU Wien-Rektorin Sabine Seidler, Preisträgerin Viktoriia Korchemna, und Norbert J. Mauser, Direktor des Wolfgang Pauli Instituts bei der Übergabe des Helmut-Veith-Stipendiums.

Foto: TU Wien/Mike Arnold

Es kommt wohl nicht so oft vor, dass ein junger Mensch das Lösen eines schwierigen mathematischen Problems zu den "glücklichsten Momenten des Lebens" zählt. Bei Viktoriia Korchemna ist das aber der Fall. Ihr Lehrer – in einer Förderstunde für Schüler mit mathematischem Spezialinteresse – stellte die Aufgabe, das bekannte "Rätsel von Hanoi" mathematisch zu lösen. Es geht dabei um Ringe verschiedenen Durchmessers, die an drei Stäben umgeschichtet werden müssen, wobei niemals ein breiterer Ring auf einem schmäleren liegen darf. Als ihr nach Wochen eine unabhängige Lösung gelang und sie diese gleich auch noch in einen Algorithmus verpacken konnte, war das für Viktoriia ein Erfolg, der zum Symbol ihres einschlägigen Faibles werden sollte.

Mathematikwettbewerbe

Mittlerweile hat die 1998 geborene Ukrainerin ihren Bachelor in Mathematik an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität in Kiew abgeschlossen und erste wissenschaftliche Arbeiten publiziert. Seit Schultagen nimmt sie regelmäßig an Mathematikwettbewerben teil. Zuletzt konnte sie bei der 25. International Mathematics Competition (IMC) für Universitätsstudierende, organisiert vom University College in London, den zweiten Preis erringen. Als Helmut-Veith-Stipendiatin verfolgt sie nun an der TU Wien ihre Masterstudien im englischsprachigen Programm Logic and Computation an der Fakultät für Informatik.

Das Veith-Stipendium wird heuer zum dritten Mal von der TU Wien und dem Wolfgang Pauli Institut an "motivierte" weibliche Studierende in den Computerwissenschaften vergeben. Es erinnert an den 2016 verstorbenen Professor der TU Wien, der besonders das Gebiet der Logik in den Computerwissenschaften förderte und der hiesigen Fakultät für Informatik in diesem Bereich weltweites Ansehen verlieh. Der Preis ist als Fördermaßnahme für Frauen in der Informatik gedacht.

Ausnahmetalent

Korchemnas Interessen liegen vor allem im Bereich der Logik und der Komplexitätstheorien. "Wenn man einen Master in Logik machen will, hat man dabei in Europa keine große Auswahl. Wien ist aber eines der Zentren in diesem Bereich", begründet die Mathematikerin ihre Entscheidung, nach Wien zu kommen. In den ersten Schulstufen war noch wenig davon zu spüren, dass sie ein Ausnahmetalent ist. Erst als Jugendliche in der Mittelschule begann sie sich für Mathematik und Programmieren zu interessieren. "Mein Vater ist Programmierer und hat mir interessante Dinge in diesem Bereich gezeigt", schildert die Ukrainerin. Doch auch ihre Mutter hatte Anteil an ihrem Werdegang.

Auf die Frage, ob Viktoriia Mathematikerin werden sollte, wendete sie ein, dass dafür viel Ausdauer notwendig sei. "Um ihr zu zeigen, dass ich das schaffe, habe ich den ganzen Sommer lang mathematische Probleme gelöst. Mit dieser Beschäftigung ist die Sache für mich erst interessant geworden", blickt Korchemna zurück. "Während der Schulzeit konnte ich dann ganze Wochenenden mit mathematischen Problemen verbringen – einfach weil ich sie so spannend fand." (pum, 29.11.2019)