Der Wald speichert Kohlendioxid. Das Waldmanagement muss sich künftig darum kümmern, diese Speicherwirkung möglichst hoch zu halten.

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Im Klimawandel spielen Wälder eine wichtige Rolle. Können sie als CO2-Speicher aber langfristig zur Beschränkung der Erderwärmung beitragen? Im Rahmen des Klimafonds-Projekts Careforparis haben das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Wiener Boku, das Kompetenzzentrum Wood K plus und das Umweltbundesamt eine Studie dazu erstellt. Berücksichtigt werden dabei sowohl der ökologische Einfluss des Klimawandels auf heimische Wälder als auch nachgelagerte ökonomische und waldbauliche Anpassungen.

„Die letzte volle Waldinventur, die in den Jahren 2007 bis 2009 durchgeführt wurde, ist der Ausgangspunkt unserer Simulationsrechnungen. Neben Wachstumsdaten gibt sie auch Aufschluss über die Standortgüte oder Schäden in den Wäldern“, sagt Thomas Ledermann vom Bundesforschungszentrum für Wald.

Mittels eines Waldwachstumsmodells, das an Ledermanns Institut entstand, konnte die Entwicklung des Waldes in die Zukunft gerechnet werden. Die Forscher gingen dabei auf zwei mögliche Klimaverläufe ein: eine gemäßigte Projektion mit 2,6 Grad Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf Basis des vorindustriellen Durchschnitts und eine Extremvariante mit 4,6 Grad Anstieg.

Grafik: DER STANDARD

Simulation von Klima und Wirtschaft

Die Klimaprojektionen wurden mit weiteren Rechenmodellen kombiniert. Von der Boku Wien kam ein ökonomisches Modell, das Faktoren wie Wirtschaftswachstum, Ölpreisentwicklung oder Annahmen zu Holznachfrage und resultierendem Einschlag miteinbezieht.

Zu Klima- und Wirtschaftsszenarien kommen noch eine Reihe weiterer Simulationsannahmen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Waldnutzung auseinandersetzen: Sie berücksichtigen etwa, dass geringere Niederschläge und intensivere Stürme die Schadholzmengen ansteigen lassen.

Dem Baumartenwechsel, weg von der Fichte und hin zu Laubbäumen, der aus den neuen ökologischen Gegebenheiten folgt, ist ein Szenario gewidmet, genauso wie dem verkürzten Nutzungsalter der Bäume, die künftig vielleicht nicht mehr nach 100, sondern bereits nach 75 Jahren entnommen werden.

Auch verschiedenen Varianten des Vorratsaufbaus im Wald wird nachgegangen und die Kohlendioxidbilanz von ungenutzten Waldflächen eruiert. Die Bäume werden dann zwar älter, durch die Verrottung im Wald wird das CO2 aber schneller wieder an die Atmosphäre abgegeben als bei einer Nutzung des Holzes im Dachstuhl oder als Möbel.

Langfristige CO2-Speicherung

In allen Szenarien werden die Wälder irgendwann von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle, betont Ledermann. Der Zeitabstand, in dem das passiert, variiert allerdings stark.

„Am besten sieht es aus, wenn wir das Zwei-Grad-Ziel einhalten. Dann bleibt die Senkenwirkung am längsten stabil“, berichtet der Waldforscher. „Muss man aber beispielsweise das Nutzungsalter der Bäume reduzieren, wird der Wald wesentlich früher zu einer Quelle.“ Je nach Klimaverlauf und Bewirtschaftung bleibe die Senkenwirkung zumindest 30 Jahre, längstens aber 100 Jahre erhalten.

Die wichtigste Maßnahme, die aus den Berechnungen abzuleiten sei, ist für Ledermann die Investition in langlebige Holzprodukte. Sie helfen nicht nur dabei, die CO2-Emissionen anderer, energieintensiverer Materialien einzusparen, sondern sorgen für eine langfristige Bindung des im Holz gespeicherten Treibhausgases. (Alois Pumhösel, 30.11.2019)