Wovon Eisbären träumen: Alexander Gratzers "Apfelmus".


Das zweitägige Animationsfilmfestival ist im mittlerweile äußerst ausdifferenzierten Kleinfestivalgeschehen Wiens schon seit 15 Jahren die beste Adresse für alles, was im heimischen Film traditionell mit Stift gezeichnet oder mit dem Computer in Bilder verwandelt wird. Die Szene ist breit aufgefächert, stark wie im Realfilm ist auch bei den Animationen der experimentelle Bereich, der etwa in Veronika Schubert eine prononcierte Vertreterin aufweist.

Im aktuellen Contouring setzt sie ihre Untersuchung von Sprechakten auf spielerische Weise fort und knüpft dazu auf der Bildebene einen Quilt – mit überraschendem Ende. Auch eine Form von „Mindmapping“ betreibt Monique-Nadine Pfneiszl in I know you better than your dad does: Des Teenagers treuester Begleiter, ein Smartphone, gibt in surreal bonbonfarbenen Loops die Vorlieben seines Eigentümers preis.

Eine Arbeit aus dem Gastland Schweiz: "Carré de Lumière" von Claude Luyet.
Foto: Festival

Stärker auf der erzählerischen Seite zu Hause ist Alexander Gratzer, der in Apfelmus ein hübsches Beispiel für seinen absurd-grüblerischen Tonfall abliefert. Zwei melancholische Vögel, uniformierte Wächter und ein Eisbärpärchen bilden das Ensemble, das durch Reduktion und mittels trübsinniger Dialoge lakonischen Humor entfaltet.

Auf dem Festival, das bis Donnerstag läuft und auch die Schweizer Trickfilmgruppe mit zwei Programmen präsentiert, versucht man, eine möglichst repräsentative Bandbreite anzubieten: inklusive Musikvideos wie Jakob Jakubowskis Jealous (Musik: Ford), das Passanten wie Treibholz durch eine namenlose US-Stadt driften lässt und dabei immer wieder zu kleineren Haufen auftürmt. (Dominik Kamalzadeh, 26.11.2019)