Drahtlose Ohrhörer sind der neue Renner am Elektronikmarkt. Nicht nur fast jeder Handyhersteller folgt dem von Apple mit den Airpods erfolgreich gesetzten Beispiel, auch diverse andere Firmen springen auf den Zug auf.

Darunter nun auch der österreichische Diskontsupermarkt Hofer. Dort nimmt man demnächst die Maginon BIK-3 ins Programm. Die weißen Drahtlosohrhörer erinnern ebenfalls etwas an das Vorbild aus Cupertino, kosten mit 30 Euro aber nur einen Bruchteil davon. Seit Donnerstag sind sie in den Regalen zu finden. DER STANDARD konnte sie bereits vorab einem kurzen Test unterziehen.

Kurz zu den Spezifikationen: Die Kopfhörer laufen über Bluetooth 5.0 und können mittels integrierter Mikrofone auch als Headset zum Telefonieren verwendet werden. Im Lieferumfang befinden sich neben den Hörern auch eine Ladehülle und ein kurzes Micro-USB-Kabel zum Aufladen selbiger. Die erstmalige Kopplung mit dem Handy ist einfach. Danach verbinden sich die Geräte nach dem Herausnehmen aus ihrer Ladehülle automatisch oder – sollte der Akku des Etuis leer sein – per Knopfdruck.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Ergonomisches Defizit

Ästhetisch hat sich Maginon jedenfalls von Apple inspirieren lassen. Den einzig signifikanten Unterschied stellt der "Zahnbürstenaufsatz" der Kopfhörer dar. Dieser ist auf einer Seite abgeflacht und beherbergt jeweils eine Taste. Verarbeitungstechnisch muss sich die Billigvariante geschlagen geben. Das Gehäuse ist nicht aus einem Guss, sondern besteht aus drei Teilen. Die "Grenzen" sind deutlich sicht- und teilweise auch fühlbar. Zum Glück ohne Auswirkung auf den Tragekomfort.

Doch auch der fällt eher mäßig aus. Hier leiden die BIK-3 unter dem gleichen Problem wie alle Ohrhörer, die ohne Silikonstöpsel oder ähnliche "Polsterungen" auskommen – etwa auch die Airpods. Hier muss das Ohr zum Hörer passen statt umgekehrt. Im spezifischen Falle des Testers war das Tragen linksseitig kein Problem. Auf der rechten Seite schmerzte der Ohrhörer auf Dauer aber etwas.

Durchschnittliches Klangbild

Apples Airpods sind dafür bekannt, trotz ihrer Kompaktheit ein gutes Klangbild zu bieten. Die "Hofer-Airpods" wiederum sorgen nicht für Begeisterungsstürme, was angesichts des Preises aber auch nicht zu erwarten war. Das Klangbild ist daran gemessen passabel. Höhere und tiefere Töne werden etwas schlechter abgebildet. Folglich klingen etwa basslastige Musik oder Stücke mit vielen hohen Streichereinlagen eher dumpf. Sprechinhalte, also Webradio, Podcasts und Audiobücher, kann man mit diesen Hörern aber gut genießen.

Der akustische Eindruck beim Telefonieren bietet Licht und Schatten. Die Übertragung funktioniert hier nicht im Stereomodus. Der Gesprächspartner ist nur auf einem Ohr zu hören, das aber mit nur wenig Verzerrung sowie ausreichender Lautstärke. Gleiches kann die Gegenseite allerdings nicht behaupten. Man selbst wird nur in deutlich "blechdosiger" und verrauschter Form wahrgenommen. Geräuschunterdrückung sucht man vergebens. Abseits ruhiger Umgebungen dürfte das Telefonieren mit diesen Hörern eher nicht anzuraten sein.

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Sprachassistent nicht immer kontaktierbar

Die weitere Funktionalität erfüllt den gängigen Standard. Die Hörer lassen sich auch einzeln nutzen, sollte etwa einem der Akku ausgegangen sein. Mit den Tasten können Anrufe angenommen oder abgelehnt sowie gerade gespielte Songs pausiert oder übersprungen werden. Auch die Kontaktaufnahme mit Siri und dem Google Assistant wird per Doppeldruck versprochen.

Getestet wurde dies mit einem Android-Smartphone auf Version 8.0 des Google-Betriebssystems. Nach dem zweifachen Betätigen der Taste wurde die Lautstärke der aktuellen Wiedergabe zwar so reduziert, als würde der Google Assistant zuhören, jedoch gab es keine Reaktion auf Fragen oder Kommandos oder einen Hinweis auf dem Handy, dass der Assistant angesprungen wäre. Stattdessen setzte sich die Wiedergabe ein paar Sekunden später einfach fort.

Erprobt wurde das Feature auch auf einem Pixel 4 mit Android 10 sowie einem iPhone 11 Pro Max. Dort klappte die Anbindung an den Google Assistant beziehungsweise Siri ohne Probleme.

Starke Reichweite und Akkulaufzeit

Auf der Verpackung ausgewiesen ist außerdem eine Akkulaufzeit von 3,5 Stunden bei dauerhafter Musikwiedergabe oder Telefonie. Das konnte – bei einer eingestellten Lautstärke von 80 Prozent – sogar übertroffen werden. Der erste Hörer, der auch das Signal an den zweiten durchschleust und so etwas mehr Strom verbraucht, versagte nach etwa 4:15 Stunden den Dienst. Der zweite folgte rund 20 Minuten später. Vor dem "Ableben" machen sich die Hörer übrigens mit regelmäßigen "fiependen" Warntönen bemerkbar.

Das Etui mit seinem integrierten 500-mAh-Akku soll eine dreimalige Aufladung der Hörer ermöglichen, die jeweils einen 30-mAh-Energiespeicher mitbringen. Die Aufladedauer für die Hülle wird mit drei Stunden angegeben (nicht getestet), jene für die Hörer mit 1,5 Stunden, was auch der tatsächlichen Erfahrung entspricht.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Die praktische Signalreichweite liegt ebenfalls klar über der Verpackungsangabe von 15 Metern. Bei gegebener Sichtverbindung zwischen Handy und Hörern funktionierte die Wiedergabe von Musik auch noch bei 40 Metern Abstand flüssig. Auch mit zwei Wänden dazwischen war eine Distanz von 20 Metern erzielbar, ehe die Übertragung ins Stocken geriet. Hier ist allerdings dazuzusagen, dass dieses Ergebnis individuell deutlich variieren kann, abhängig etwa vom verwendeten Smartphone, der Beschaffenheit der Wände und dem Einfluss anderer Funksignale in der unmittelbaren Umgebung.

Fazit

Die Maginon BIK-3 sind eher durchschnittliche Drahtlosohrhörer, die klanglich für ihren Preis in Ordnung gehen und sich vorwiegend für Sprechinhalte wie Podcasts eigenen. Musikgourmets sollten jedenfalls höhere Preiskategorien anvisieren. Die Telefonieakustik ist auf Hörerseite gut, wenn auch mono, auf Empfängerseite allerdings sind Verständnisprobleme vorprogrammiert.

Wer weniger wählerisch unterwegs ist, findet in den Goldenfield X18 eine akustisch überlegene Alternative in derselben Preisklasse. Wie angenehm die Hofer-Hörer zu tragen sind, hängt letztlich von der Beschaffenheit der eigenen Ohren ab, denn es gibt keinerlei Anpassungsmöglichkeit. Positiv überraschen konnten die Hörer allerdings hinsichtlich ihrer Signalreichweite und Akkulaufzeit, in beiden Aspekten liegen sie deutlich über den angegebenen Werten. (Georg Pichler, 27.11.2019)