Nach den schweren Unwettern der vergangenen Tage gibt es nun erste Schätzungen von Versicherungen über die Schäden.

Foto: APA/EXPA/JFK

Wien – Nach den schweren Unwettern der vergangenen Tage gibt es nun erste Schätzungen von Versicherungen über die Schäden. Der Rat der Versicherungen an ihre Kunden: Sobald das Schadensmaß erkennbar ist, sollen die Betroffenen rasch Kontakt mit der Versicherung aufnehmen und den Schadensfall melden. Branchenvertreter fordern weiter eine Pflichtversicherung.

Die Uniqa rechnet in einer ersten Schätzung bei ihren Kunden österreichweit mit Schäden von rund fünf Millionen Euro, die Wiener Städtische mit zwei Millionen.

Dreistellige Millionenhöhe in Kärnten

Die Kärntner Landesversicherung geht für Kärnten von versicherten Schäden bei allen Versicherungsunternehmen im zweistelligen Millionenbereich aus. Insgesamt rechne man für das Bundesland mit Schäden eher in dreistelliger Millionenhöhe. Die Schäden könnten aber noch nicht endgültig beurteilt werden, es seien noch nicht alle Schadensmeldungen eingegangen, nicht zuletzt deshalb, weil die betroffenen Ortschaften teilweise noch gar nicht erreichbar seien.

Der Leiter Schaden bei der Uniqa Österreich, Erwin Griesl, erklärte: "Noch ist nicht klar, wie hoch der Schaden insgesamt ausfallen wird. Aber nach ersten Schätzungen rechnen wir mit circa 2.500 Schäden und circa fünf Millionen Euro Schadenaufwand für die Unwetter in Kärnten und Salzburg." Die Wiener Städtische Versicherung rechnet mit Schäden in Höhe von zwei Millionen Euro. Die hauptbetroffenen Gebiete seien Kärnten und Salzburg, die Schadensfälle werden auf rund 500 geschätzt.

Schneedruck, Vermurung und Hochwasser

Aus der Allianz Österreich hieß es, dass die Schäden in den betroffenen Gebieten vorwiegend von Schneedruck, Vermurung und Hochwasser geprägt seien. Zu diesen Unwettern und den daraus entstandenen konkreten Schäden könne man aktuell noch keine valide Einschätzung abgeben. Die Generali Österreich verwies darauf, dass schon zahlreiche Kunden Schadensmeldungen eingereicht hätten, Details könne man derzeit nicht nennen. Seitens der Graw habe es in den betroffenen Gebieten keine signifikanten Schadenereignisse gegeben, wie es aus dem Unternehmen hieß.

In Osttirol seien vor allem Schäden an Wäldern und Infrastruktur entstanden. Die Schäden im Privatbereich seien überschaubar und vor allem durch Verschmutzungen und kaum durch Gebäudeschäden entstanden, sagte der Vorstandschef der Tiroler Versicherung, Walter Schieferer. Insgesamt seien es für die Tiroler Versicherung in Osttirol aktuell rund 20 Fälle mit einer versicherten Schadenssumme von unter 100.000 Euro.

Die Versicherungen empfehlen den betroffenen Kunden, die Schäden bestmöglich zu dokumentieren und sobald das Schadensmaß feststeht, den Schadensfall rasch zu melden.

Forderung nach Pflichtversicherung

Die Versicherungsbranche rechnet mit einer Zunahme von Naturkatastrophenschäden und bemüht sich seit Jahren um eine Versicherungslösung für Haushalte und Unternehmen. Aus der Wiener Städtischen heißt es, dass ein Katastrophenpaket den Versicherungsschutz im Falle von Naturkatastrophen für alle Österreicher wesentlich erhöhen könnte – und das auf leistbarem Niveau. Gerhard Schöffmann, Vorstandsdirektor der Kärntner Landesversicherung, erklärte: "Naturkatastrophen häufen sich in den letzten Jahren, die Deckungen beispielsweise bei Hochwasser oder Erdbeben sind allerdings sehr eingeschränkt. Eine obligatorische Pflichtversicherung würde umfassenden finanziellen Schutz bieten, die Betroffenen hätten einen echten Anspruch auf Entschädigung zum Neuwert und müssten nicht auf Hilfe aus dem Katastrophenfonds hoffen."

Tirol: Straßensperre nach Hangrutsch

Unterdessen wird die Tiroler Brennerstraße (B182) am Donnerstag zwischen 7 und 18 Uhr komplett für den Verkehr gesperrt. Nach einem rund 480 Quadratmeter großen Hangrutsch im Zuge der Unwetter vor zehn Tagen werden mit einem Schwerlastkran Sicherheitsnetze in die Böschung gehoben, teilte das Land Tirol am Mittwoch mit.

Ab Freitag bis kommenden Mittwoch werde die Straße dann wieder einspurig mit Ampelregelung befahrbar sein, hieß es. Während dieser Zeit sollen die Schutznetze für den Hang befestigt und Schneefangzäune errichtet werden. Die Brennerstraße soll laut Angaben des Landes – bei gleichbleibender Witterung – voraussichtlich am 5. Dezember wieder zweispurig befahrbar sein. Die Gesamtkosten für die Sanierungsarbeiten würden rund 110.000 Euro betragen.

Kärnten: Lesachtal wieder durchgehend befahrbar

Das Kärntner Lesachtal ist seit Mittwoch hingegen wieder durchgehend befahrbar. Damit ist auch Maria Luggau wieder von Kötschach-Mauthen aus erreichbar. Die Aufräumarbeiten in Oberkärnten und im Bezirk St. Veit/Glan gehen weiter, noch immer gibt es lokale Straßensperren. Die Tauernbahn zwischen Spittal an der Drau und Bad Hofgastein bleibt blockiert.

Im Bezirk St. Veit gelang es den Einsatzkräften am Dienstag, die Gurk im Raum Glödnitz wieder in ihr ursprüngliches Flussbett zu leiten. Dort hatte sie sich auf einer Länge von 300 Metern ein zwei Meter tiefes und 40 Meter breites neues Bett gegraben. Laut Bezirkshauptmannschaft sind aber noch lange nicht alle Verklausungen beseitigt. Die Entfernung von Schwemm- und Treibholz wird voraussichtlich bis über das Wochenende hinaus fortgesetzt. (APA, 27.11.2019)