Das Ehrengrab von Hans Schmid steht auf dem Salzburger Kommunalfriedhof. Der Komponist war während des Ersten Weltkriegs Leiter der Regimentsmusik an der russischen Front. 1915 entstand sein bekanntestes Werk, der "Rainermarsch".

Foto: Stadt Salzburg

Salzburg – Der Komponist des "Rainermarsches", der inoffiziellen Landeshymne von Salzburg, Hans Schmid, hat ein Ehrengrab der Stadt Salzburg. Die von der Stadt geplante Verlängerung des Ehrengrabes steht nun in der Kritik, denn bei der historischen Aufarbeitung des Stadtarchivs hat sich gezeigt, dass der Komponist bereits in den Jahren vor 1938 illegales Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Österreich gewesen ist.

Das ist auch dem Amtsbericht, der dem STANDARD vorliegt, zu entnehmen. Forschungen zu Hans Schmid hätten ergeben, "dass Schmid mit der Mitgliedsnummer 6.319.577 per 1. Mai 1938 in die NSDAP aufgenommen wurde". Die Parteinummer stamme aus dem sogenannten Illegalenblock, der jenen Personen vorbehalten war, die sich in der Zeit des Parteiverbots zwischen Juni 1933 und März 1938 aktiv für die in Österreich illegale NSDAP betätigt hatten. Ihm konnte aber, wie auch anderen Salzburger Parteigenossen mit niedrigen Mitgliedsnummern, ein politisches Engagement für die NSDAP in der Verbotszeit bislang nicht nachgewiesen werden.

Während der NS-Zeit leitete er eine "Kraft durch Freude"-Musikkapelle und wurde eineinhalb Jahre vor Kriegsende als Aushilfsblockleiter eingesetzt. Über seine Handlungen in dieser Funktion ist nichts bekannt.

Grab soll trotzdem verlängert werden

Trotz der bekannten NSDAP-Mitgliedschaft schlägt der Amtsbericht eine Verlängerung des Ehrengrabes vor. Denn Hans Schmid habe "durch die Komposition des inzwischen international bekannten Marsches für das Salzburger Rainerregiment zum Ansehen Salzburgs beigetragen". Damit wurde bereits 1987 die Errichtung des Grabes begründet. Die Grabgebühr für 30 Jahre beträgt laut Amtsbericht übrigens 7.880 Euro, die Instandhaltung ist mit 17.635 Euro veranschlagt. Am Donnerstag, dem 5. Dezember, soll im Kulturausschuss der Stadt Salzburg die Verlängerung mit einer Mehrheit von ÖVP, SPÖ und FPÖ beschlossen werden.

Für die Grünen der Stadt Salzburg, die Bürgerliste, kommt eine Verlängerung des Ehrengrabes nicht infrage. "Wenn jemand bereits vor 1938 der NSDAP angehört hat und somit ein illegaler Nazi war, ist diese Person per se für eine Ehrung, welcher Art auch immer, ausgeschlossen", betont Ingeborg Haller, die Klubobfrau der Bürgerliste. Mit der Verlängerung des Ehrengrabes würden die Aufarbeitung der NS-Geschichte der Stadt und die vorbildliche Gedenkarbeit der Zivilgesellschaft untergraben. "Einen Nationalsozialisten mit einem Ehrengrab zu huldigen wäre im Jahr 2019 absolut fehl am Platz", kommentiert der KPÖ-Gemeinderat Kay-Michael Dankl. Auch die Neos sind dagegen.

Auch der Salzburger KZ-Verband ist bestürzt: Illegale NSDAP-Mitglieder hätten keine Ehrung verdient, selbst wenn man die politische Tätigkeit nur durch die Mitgliedsnummer nachweisen könne. Der KZ-Verband fordert die Stadt auf, zudem die Benennung des Hans-Schmid-Platzes im Stadtteil Maxglan zu überdenken und nach einer Widerstandskämpferin zu benennen. Aus Respekt vor den Opfern des Nationalsozialismus dürfe es nie einen Kniefall vor den Illegalen geben – auch nicht, wenn er die "heimliche Landeshymne" geschrieben hat. (Stefanie Ruep, 27.11.2019)