Täuschungsspiel: Ian McKellen und Helen Mirren in "The Good Liar".

Warner

Im Gegensatz zu vielen deutschsprachigen Zusatzfilmtiteln, meist redundant bis lächerlich, passt der von The Good Liar recht gut. Das alte Böse ist doppeldeutig und lockt auf falsche Fährten. Ja, es geht um einen bösen, aber auch charmanten Alten: Ian McKellen verkörpert einen Profihochstapler, der es aufs Vermögen einer scheinbar naiven Witwe (Helen Mirren) abgesehen hat.

Wovon der Film auch handelt, und das schält sich erst nach und nach heraus, ist das Böse in der Vergangenheit. Geschichte als Schichtung von Schwindeleien, Betrug, verdrängten Verbrechen – die im Laufe des Films entblößt werden, bis unklar ist, wer von beiden hier eigentlich gut lügt.

Gemächliche Romanadaption

Das mag aufregender klingen, als es tatsächlich ist. Gemächlich entfaltet Regisseur Bill Condon, der sich als Schmalzfilmer sowie als Regisseur gediegener Biopics hervorgetan hat, die Romanadaption rund um die beiden altgedienten Stars. Sein Œuvre reicht vom finalen Twilight-Zweiteiler bis Gods and Monsters und Mr. Holmes.

Zum dritten Mal also arbeitet er schon mit McKellen, der sich als verschmitzter Dauerflunkerer zwischen ulkig und gemeingefährlich bewegt – etwa vor den Augen seines Betrugsopfers ein fragiler Tattergreis, der Augenblicke nach dem Date fidel ums Eck huscht, um jemanden zu ermorden.

Gespalten auch der Film, der als Gaunerkomödie und McKellen-Vehikel beginnt, sich schließlich zur tragisch-triumphalen Rachefantasie und Mirren-Show entwickelt. Beider Könnerschaft rettet The Good Liar, dessen enthüllungslastiges Twistfinale gar zu erklärungsschwer gerät. Die Flashbackkaskade täuscht geschichtsträchtige Tiefe vor. Was den Figuren gelingt – "Fake it till you make it" –, misslingt dem Film. Dennoch ein okayer Schwindel. (David Auer, 28.11.2019)