Am Black Friday – der mittlerweile bei vielen Händlern deutlich länger anhält als einen Tag – gibt es viele vermeintliche Schnäppchen.

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Ein Schnäppchentag ist nicht genug: Immer mehr Händler machen aus dem Rabattspektakel Black Friday, diesmal am 29. November, eine ganze Sonderangebotswoche oder gar einen Black-Friday-Monat. Hauptsache, die Kauflust der Kunden wird angestachelt – vor allem im Onlinehandel. Untersuchungen zeigen aber, dass die Preisnachlässe nicht so hoch sind wie gedacht. Dem Handel fressen die Rabatte auch Erträge weg. Nutzerinnen und Nutzer auf sozialen Medien beschweren sich bereits: "Make Black Friday only on Friday again", schreibt etwa ein User auf Reddit. Konsumentenschützer warnen vor Fakeshops.

3,1 Milliarden bzw. 100 Millionen Euro

Der Handelsverband Deutschland rechnet für Deutschland an den beiden Rabatttagen Black Friday und Cyber Monday mit Umsätzen von zusammen 3,1 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr sprach der österreichische Handel von Mehreinnahmen von zumindest 100 Mio. Euro.

"Rund um solche Anlässe wie Black Friday oder den Cyber Monday steht der Handel im besonderen Fokus der Konsumentinnen und Konsumenten, die mit üppigen Rabatten rechnen. Daher lastet auf uns ein großer Erwartungsdruck", sagte der österreichische Handelsobmann Peter Buchmüller. Einer höheren Kundenfrequenz samt mehr Umsatz stehe oft sogar ein Rückgang des Gewinns gegenüber, räumte Buchmüller ein. "Die Herausforderung besteht darin, Schnäppchenjäger zu Stammkunden zu machen. Wenn das nicht gelingt, dann bewahrheitet sich nämlich der alte Spruch: 'Außer Spesen nichts gewesen'."

Weihnachtsgeschäft litt unter Rabatttagen

Etliche Händler haben diese Lektion in den vergangenen Jahren schmerzhaft lernen müssen. So war der Black Friday 2017 für die Elektronikketten Media Markt und Saturn zwar der umsatzstärkste Tag in der Unternehmensgeschichte. Doch dieser Erfolg kam die Ketten teuer zu stehen. Das folgende Weihnachtsgeschäft verlief deutlich schlechter als erhofft, weil offenbar viele Kunden den Rabatttag genutzt hatten, um sich schon mit Weihnachtsgeschenken einzudecken. Unter dem Strich machte der Elektronikhändler im wichtigen Weihnachtsgeschäft am Ende deutlich weniger Gewinn als erwartet.

Nur sechs Prozent Preisersparnis

Auch der Nutzen für Konsumenten ist umstritten. Die Preisnachlässe am Black Friday sind laut einer Studie des Preisvergleichsportals Idealo trotz aller Ankündigungen eher bescheiden. Die Markenbeobachter hatten im vergangenen Jahr rund um den Black Friday die Preisentwicklung bei mehr als 2.500 Produkten beobachtet. Das Ergebnis: Drei Viertel der Produkte waren am Schnäppchentag zwar günstiger als in den vier Wochen davor. Doch lag die durchschnittliche Preisersparnis in den 50 wichtigsten Produktkategorien lediglich bei 6 Prozent. Nur jedes siebente überprüfte Produkt verdiente mit einer Preisreduzierung um mindestens 20 Prozent wirklich den Namen Schnäppchen.

Verbraucherschützer warnen vor Fakeshops und hohen Rabatten für schlecht absetzbare Ware, die die Händler anders nicht loswerden. "Oft gibt es die hohen Nachlässe nur für die Ladenhüter. Top-Produkte sind in der Regel nicht viel günstiger als während des restlichen Jahres", sagte etwa Rechtsexpertin Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern laut Nachrichtenagentur AFP. Sie riet dazu, vor allem bei größeren Anschaffungen die Preise langfristig zu vergleichen.

Tools gegen vermeintliche Schnäppchen

Besonders beim Online-Händler Amazon, der (unter anderem) erst eine mehrtägige Rabattaktion populär gemacht hat, gibt es Tools, die Abhilfe verschaffen – etwa das Browser-Addon Keepa. Keepa. An Rabattfeiertagen wie dem Primeday oder dem Black Friday tendieren viele Verkäufer dazu, angebliche Schnäppchen, die gar keine sind, anzubieten. Etwa wird ein Produkt kurze Zeit vor dem jeweiligen Tag verteuert, nur, um den Preis dann wieder zu senken. Keepa erlaubt es, den Preisverlauf eines Produkts einzusehen – dadurch sieht man, ob dieser wirklich einen Tiefpunkt erreicht hat. Für andere Händler empfehlen sich Preisvergleichsportale wie Geizhals und Idealo.

Fake-Shops und Fake-Bewertungen

Die Schnäppchenjagd werde verstärkt auch von Kriminellen genutzt, warnt die Arbeiterkammer Niederösterreich. "Über Fakeshops werden günstige Preise geboten, für die Ware wird per Vorauskasse bezahlt – aber die bestellten Produkte werden nie geliefert", so die Vorgehensweise der Betrüger laut AK. Würden Markenprodukte also zu auffällig günstigen Preisen angeboten, sei bei Nutzern Vorsicht geboten. Gegen Fake-Bewertungen helfen hingegen Tools wie die Analyse-Webseite ReviewMeta und das Tool FakeSpot.

Der Black Friday stammt aus den USA, es ist der Freitag nach Thanksgiving, das stets auf den vierten Donnerstag im November fällt. Das Wochenende nach dem Erntedankfest gilt in den Vereinigten Staaten als Startschuss für das Weihnachtsgeschäft. Der Onlinehandel zieht mit dem Cyber Monday nach. Zunehmend schwappte die Rabattschlacht auch nach Europa.

Große Bekanntheit bei Jungen

In Österreich ist die Bekanntheit zuletzt gestiegen, vor allem bei Jüngeren. Drei Viertel der Österreicher haben laut einer Befragung der KMU Forschung Austria (1.000 Personen ab 15 Jahren) schon von den Schnäppchentagen gehört bzw. kennen diese. 68 Prozent der unter 30-Jährigen wollen am Black Friday oder Cyber Monday einkaufen. In der Gruppe der über 60-Jährigen liegt dieser Anteil nur noch bei 16 Prozent.

Der Begriff Black Friday ist in Österreich als Wortmarke nicht schützbar und darf somit von jedem Händler frei verwendet werden. Das entschied das Oberlandesgericht Wien im April, das Urteil ist rechtskräftig. In Deutschland ist die Rechtslage nicht so klar. Dort müssen Händler dem Hongkonger Unternehmen Super Union theoretisch Lizenzgebühren bezahlen, um mit dem Etikett Black Friday werben zu dürfen. Viele umgehen das, indem sie auf Begriffe wie Black Week, Super Friday oder Red Friday ausweichen. (muz, APA/dpa, 27.11.2019)