Die Facebook-Posts, die H.-C. Strache absetzte, um der Wiener FPÖ seine politische Rückkehr und die seiner Gattin großzügig anzubieten, trägt den Zeitvermerk "0:20" Uhr.

Von Donald Trump weiß man bzw. gibt es sogar genaue Analysen der US-Presse, dass er vorzugsweise spät nachts oder sehr früh seine wilden Tweets absetzt. Jetzt kann man darüber philosophieren, ob das massenhafte, gewohnheitsmäßige, geradezu zwanghafte Absetzen von Tweets, Posts und sonstigen Social-Media-Einträgen bei rechtspopulistischen Politikern an sich eine nicht unbeachtliche Verhaltensstörung darstellt – oder eine erfolgreiche Strategie, die eigenen Anhänger unter Umgehung der Mainstream Media zu erreichen. Die Neigung, das in den grauen Morgenstunden zu tun, weist allerdings schon auf eine gewisse mangelnde Impulskontrolle hin.

Bei Trump ist die Diagnose wohl eindeutig, bei Strache muss man fragen, was ihn treibt, eine so entscheidende politische Aktion nach Mitternacht zu setzen. Immerhin war die (vorhersehbare) Folge seines nächtlichen Angebots, dass nun sein Parteiausschluss wirklich ernsthaft betrieben wird. Oder wollte er den Ausschluss provozieren?

Wie auch immer: Persönlichkeiten mit hohem Aggressionspegel bei gleichzeitiger innerer Verunsicherung sollten vielleicht die Finger von der Tastatur lassen. Können sie aber nicht. (Hans Rauscher, 28.11.2019)