Der größte Wirbelsturm des Sonnensystem tobt auf dem Jupiter – und das seit langer Zeit. Der gigantische Antizyklon, der unter dem Namen Großer Roter Fleck zum wohl bekanntesten Markenzeichen des Gasriesen wurde, konnte schon 1664 erstmals beobachtet werden. Viele Prozesse, die sich in diesem Wirbel abspielen, geben nach wie vor Rätsel auf. Auch warum der Fleck rot erscheint, konnte bis heute nicht geklärt werden.

Gasriese mit Fleck: Hubbleaufnahme vom Juni 2019.
Foto: NASA/ESA/A. Simon/ M.H. Wong

Lange Zeit nach seiner Entdeckung blieb der ovale Riesenwirbel, der einen 1,3-fachen Durchmesser der Erde hat, in Form und Größe weitgehend konstant. Doch seit einigen Jahren scheint der Sturm immer mehr zu schrumpfen und sich zu wandeln: Das riesige Oval wird zunehmend kreisförmig. Im Frühjahr 2019 zeigten Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops "Auflösungserscheinungen" des Wolkenwirbels in den äußersten Bereichen. Ist das Ende des großen Roten Flecks nah?

Sekundäre Zirkulation

Philip Marcus von der University of California, Berkeley gibt nun Entwarnung: Wie der Astronom diese Woche bei einer Tagung der American Physical Society berichtete, dürfe man diese Beobachtungen nicht überbewerten. Denn der für uns sichtbare Wolkenwirbel habe zwar tatsächlich an Größe verloren, der darunterliegende Sturm tobe aber mit unveränderter Intensität. Das wahre Ausmaß des Wirbelsturms sei für uns gar nicht sichtbar.

Das wahre Ausmaß des Antizyklons liegt im Verborgenen.
Foto: NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS/Gerald Eichstädt /Seán Doran

Dass sich Wolken an den äußeren Rändern lösen, sei keineswegs alarmierend, sagte Marcus. Gemeinsam mit Kollegen simulierte er die Dynamik des Antizyklons und konnte zeigen, dass Wolkenbildungsprozesse und kleinere Stürme am Rand des Flecks zwar durchaus zu Energieverlust in diesen Zonen führen und ihre Struktur beeinflussen. Diese Prozesse würden jedoch durch eine sekundäre Zirkulation aufgrund der starken Temperaturunterschiede zwischen dem Vortex und seiner Umgebung ausgeglichen.

Marcus geht davon aus, dass Jupiters Markenzeichen noch über Jahrhunderte existieren wird. "Ich glaube nicht, dass dem Großen Rote Fleck bald ein schweres Schicksal bevorsteht", sagte Marcus. "Die Berichte über seinen Tod sind stark übertrieben." (dare, 30.11.2019)