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Und dann kam Apple. Seit der Konzern seine Apple Watch auf den Markt gebracht hat, steht die alteingesessene Uhrenindustrie Kopf und geht neue Wege. Der Schweizer Uhrenhersteller Swatch versucht es nun mit der Swatch Pay, einer Analoguhr, mit der kontaktlos bezahlt werden kann – wenn man zwei Apps auf seinem Handy installiert und die Uhr in einem Swatch-Shop aktiviert hat.

Wie mit einer Bankomatkarte

Das Bezahlen funktioniert wie mit einer Bankomatkarte, die Uhr muss nur zum Kartenleser gehalten werden. Einkäufe können mit einer Handbewegung bezahlt werden, bis 25 Euro ohne PIN-Eingabe. Technisch läuft das Ganze über die sogenannte Near Field Communication (NFC). Der Chip ist unter dem Ziffernblatt platziert und kommt ohne eigene Stromversorgung aus. Er gibt sich gegenüber dem Bezahlterminal als virtuelle Kreditkarte aus.

Virtuelle Kreditkarte

Diese Kreditkarte muss mit der Boon-App des Zahlungsdienstleisters Wirecard erstellt werden, was sehr einfach zu bewerkstelligen ist. Die virtuelle Prepaid-Kreditkarte kann mittels Konto- oder Kreditkartenabbuchung aufgeladen werden. Kosten für die Boon-Kreditkarte fallen nicht an. Swatch Pay funktioniert in Österreich und Deutschland ausschließlich mit der Bezahl-App. Das Wirecard-System kommt bereits bei den Zahlungsdiensten von Apple, Google, Fitbit und Garmin zum Einsatz.

Dann braucht es noch die Swatch-Pay-App, um mit der Swatch Pay Kontakt aufzunehmen und damit bezahlen zu können. Zusätzlich muss die Uhr noch in einem der Swatch-Stores aktiviert werden.

Eine Swatch Pay.
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Wirecard hofft, dass seine Bezahlangebote durch die Kooperation mit Swatch bekannter werden. Die Swatch Pay kostet 75 Euro und kommt in sechs verschiedenen Designs daher.

Boon und Swatch werben damit, dass Zahlungen so schneller, einfacher und flexibler sind. Im Notfall könne die Zahlungsfunktion der Uhr über das Smartphone oder über eine Hotline gesperrt werden. Was bequem und praktisch klingt, hat auch seine Nachteile: Konsumentenschützer verweisen immer wieder darauf, dass man bei Plastikgeld generell schneller den Überblick über seine Ausgaben verliert.

Wearables

Zahlungen mit sogenannten Wearables, also mit Uhren, Ringen, Schlüsselanhängern oder anderen Accessoires, könnten in den nächsten Jahren ein großes Geschäft werden. Mastercard teilte am Donnerstag mit, dass Zahlungen mit Wearables in Europa heuer gegenüber 2018 um das Achtfache gestiegen seien. In den Niederlanden werde bereits ein Drittel aller kontaktlosen Bezahlvorgänge mit Wearables getätigt. Auf den Plätzen zwei bis vier folgen Großbritannien (18 Prozent), die Schweiz (acht Prozent) und Russland (sieben Prozent). Berücksichtigt sind dabei sowohl aktive, also intelligente, Wearables sowie auch passive Wearables wie Armbänder, Ringe und normale Armbanduhren.

Kunden können Wearables überall dort verwenden, wo kontaktlose Zahlungen akzeptiert werden. Kontaktloses Bezahlen hat sich international im Zahlungsverkehr mittlerweile etabliert. Laut Mastercard ist der Anteil im Einzelhandel schon auf 70 Prozent gestiegen. Diese starke Akzeptanz von kontaktlosen Zahlungen habe den Weg für Zahlungen über Wearables geebnet, so Mastercard.

In Österreich wurden 2018 von den 661 Millionen Transaktionen im Handel über 350 Millionen kontaktlos getätigt. Das heißt, mehr als jede zweite Zahlung erfolgte kontaktlos via NFC. Das dabei erzielte Volumen lag bei über zehn Milliarden Euro, 83 Prozent mehr als 2017. (sum, 28.11.2019)