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Mica, die Servicestelle für Musiker, soll den Findungsprozess der Wiener Partyszene moderieren.

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Es ist so fix, wie etwas in der Politik eben fix sein kann: Am 19. Dezember wird im Wiener Gemeinderat die Förderung eines Pilotprojekts, das den Namen "Vienna Club Commission" trägt, beschlossen werden. Die Mehrheiten gibt es. Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler (SPÖ) und Martin Margulies, Kultursprecher der Grünen, sind mehr als zufrieden. "Sie werden sagen: Warum gründet man nicht gleich ein Büro oder Ähnliches? Wir wollen es aber richtig machen und die Szene selbst bestimmen lassen."

Wer genau mit "die Szene" gemeint ist, soll ein offener, partizipativer Prozess zeigen, an dessen Ende eine Servicestelle ähnlich der Vienna Film Commission stehen soll. Grundsätzlich geht es um alle, die zum kulturellen Angebot der Nacht beitragen oder davon "betroffen" sind: Clubbesitzer und ihre Anrainer, aber auch die Magistrate, die für einen reibungslosen Ablauf von Partys, Festivals und dergleichen sorgen sollen.

Das Mica – ein Verein, der Musikschaffende in Österreich unterstützt – hat den Subventionsantrag für so eine Stelle eingebracht, mit 290.000 Euro wird er gefördert werden.

Wie es dazu kam, ist allerdings eine längere Geschichte. Sowohl aufseiten der Politik als auch von Einzelpersonen, Clubbetreibern und Interessengemeinschaften wurde in den vergangenen Jahren der Ruf nach einem "Nachtbürgermeister" immer lauter. Gemeint war damit aber nie eine Einzelperson, die übernimmt, wenn Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) schlafen geht, sondern eben eine Servicestelle. Diese soll zwischen verschiedenen Stakeholdern – circa 50 sind es – wie Anrainern, Veranstalterinnen und den diversen Magistraten vermitteln, um Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch wegen des neuen Veranstaltungsgesetzes wird der Bedarf an einer beratenden Stelle größer.

Bürgermeister Ludwig nun überzeugt

Im Rathaus herrschte die längste Zeit Uneinigkeit, wie mit der Sache umzugehen sei, nicht nur weil es sich um eine Querschnittsmaterie handelt. Der Name "Nachtbürgermeister" stieß einigen, besonders Ludwig, sauer auf, und auch was die Ausrichtung und Anbindung der Servicestelle betrifft, ist noch vieles offen. Meist unentgeltliche Vorarbeit wurde bereits von einigen geleistet. Besonders seitens jener, die am Clubleben als kulturellem Katalysator interessiert sind, war der Verein "Nachtbürgermeister Wien" mit der Ausarbeitung von Konzepten beschäftigt, die auch in einer an den Bürgermeister gerichteten Petition mündeten.

Clubs und Veranstalter formierten sich als "IG Fort". Ein Forschungsbericht zur Lage der Nacht, den die Journalisten Stefan Niederwieser und Yasmin Vihaus anfertigten, wurde zuletzt von der MA 7 finanziell unterstützt. Schon damit war zu erwarten, dass sich in der Angelegenheit etwas tut.

Finanzierung steht

Die Förderung von 290.000 Euro (das Geld kommt noch aus dem heurigen Budget) für den vom Mica moderierten Prozess läuft über ein Jahr. Kaup-Hasler und Margulies würden aber schon gern nach einem halben Jahr einen Vorschlag auf dem Tisch liegen sehen, der die Quadratur des Kreises schafft: ein tragfähiges Konzept für eine Servicestelle, deren Aufgaben die wichtigsten Stakeholder klar definiert haben.

Das bedeutet auch zu klären, wie viele Leute es für eine Club Commission braucht und wie diese bestimmt werden. Auch Zahlen und Daten zum Nachtleben zu erheben könnte eine Aufgabe darstellen. Im zweiten halben Jahr könnte dann, so alles gut läuft, ein kleiner Testlauf gestartet werden. Aus anderen Städten kann jedenfalls kein Konzept eins zu eins übernommen werden, Wien ist schlichtweg zu durchbürokratisiert, um eine neue Stelle zu importieren.

Kaup-Hasler und Margulies wollen wenig vorgeben. Klar ist für sie, dass der Fokus ganz auf der Kultur liegt. Wenn es darum geht, für wen die Commission arbeitet, sind es nicht die Lokale, "bei denen die Konsumation das Geschäftsmodell ist und die Musik nur Cancan-mäßig hinten dranhängt", so Kaup-Hasler.

Sie betont aber, dass sie sich von einer Club Commission sehr wohl eine konstruktive Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wie zum Beispiel dem von der Wirtschaftskammer angekündigten Eventboard erwartet. Für Markus Ornig, den Wirtschaftssprecher der Neos, ist das nicht genug. Er sieht in "dieser Initiative noch keinen Fortschritt, sondern bloß eine Arbeitsbeschaffung" und wünscht sich ein stärkeres Bekenntnis zu den wirtschaftlichen Potenzialen der Nacht.

Jedenfalls ist sehr stark anzunehmen, dass am Ende des Prozesses eine Servicestelle stehen wird. Nur: Wer wird die bezahlen? "Wenn das Projekt erfolgreich ist, dann wird die Stadt Wien das bezahlen", so Margulies. (Amira Ben Saoud, 28.11.2019)