Die Esa will zum Mond – erstmals auch mit Astronauten.

Foto: NASA/JPL/USGS

Sevilla – Der Europäische Weltraumorganisation Esa wurde für die kommenden Jahre ein Rekordbudget zugesichert. Die 22 Esa-Mitgliedstaaten einigten sich am Donnerstag bei ihrer Ministerratskonferenz im spanischen Sevilla darauf, die Organisation in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 14,4 Milliarden Euro auszustatten.

Das bedeutet einen Anstieg um rund vier Milliarden Euro. Allein in den kommenden drei Jahren erhält die Esa 12,5 Milliarden Euro aus dem Gesamthaushalt. Zum Vergleich: Bei der letzten Konferenz vor drei Jahren in Luzern hatten die Mitgliedsstaaten der Esa ein Budget von zehn Milliarden Euro zugesprochen.

Der neue Esa-Haushalt für eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren ist damit der höchste seit Gründung der Organisation. Die Budgetsteigerung sei seit 25 Jahren der erste signifikante Finanzschub für die Aktivitäten der europäischen Raumfahrt, wie die Esa zum Abschluss der Konferenz in Sevilla mitteilte.

Mond und Mars

Im Fokus der künftigen Vorhaben stehen insbesondere der Mond und der Mars. Die Esa will sich an der Artemis-Mission der Nasa beteiligen, die 2024 wieder Menschen auf den Mond bringen soll. Beispielsweise will die Esa zur Konstruktion des Gateway beteiligen, einer von der Nasa geplanten Raumstation im Orbit des Mondes, von der aus Missionen auf die Mondoberfläche starten sollen. Der Plan der Esa ist, auch erstmals europäische Astronauten zum Mond fliegen zu lassen. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Nasa will die Esa eine Mission lancieren, die Bodenproben der Marsoberfläche zur Erde zurückbringen soll.

Eine neue Säule in der Strategie der Esa stellt das Programm "Safety and Security" dar. Darunter fällt der Schutz von Infrastruktur im All und auf der Erde vor Weltraumschrott, Asteroiden oder Sonnenstürmen. In einer gemeinsamen Mission mit der Nasa sollen beispielsweise Methoden getestet werden, um potenziell gefährliche Asteroiden, die auf die Erde zusteuern, abzulenken oder zu zerstören.

Für diese Säule fiel das zugesprochene Budget mit rund 540 Millionen Euro deutlich geringer aus als die von Esa-Generaldirektor Jan Wörner vorgeschlagene Summe. Einige Vorhaben müssten daher verschoben werden, sagte der europäische Weltraumchef bei einer Pressekonferenz.

Recyclebares Transportsystem

Ein weiterer wichtiger Fokus der Esa-Strategie liegt darauf, die Unabhängigkeit in der Nutzung und im Zugang zum Weltall sicherzustellen. Zum einen sollen mit dem neuen Budget die neuen Trägerraketen Ariane-6 und Vega-C weiterentwickelt beziehungsweise zum Abschluss gebracht werden, zum anderen plant die Esa mit dem Space Rider ein eigenes wiederverwendbares und günstiges Transportsystem für den niedrigen Orbit.

Viele der Wissenschaftsmissionen im Portfolio sind beschlossene Sache, jedoch ermöglicht das zugesprochene Budget auch die Entwicklung neuer Missionen. Außerdem hängt der Zeitplan für die Missionen eng mit dem Budget zusammen. Der nun beschlossene Haushalt ermöglicht beispielsweise den Parallelbetrieb von zwei Missionen zur Erforschung massereicher Schwarzer Löcher im Zentrum von Galaxien.

Eine der beiden Missionen ist der Gravitationswellen-Detektor Lisa. Das im All stationierte Observatorium soll aus drei Satelliten bestehen, die Verkrümmungen in der Raumzeit aufspüren. Im Vergleich zu erdgebundenen Gravitationswellen-Observatorien soll Lisa einen anderen Frequenzbereich abdecken und damit anderen kosmischen Großereignissen nachspüren. Parallel dazu soll die zweite Mission, das Weltraum-Röntgenteleskop Athena, das Verschmelzen Schwarzer Löcher beobachten. (APA, red, 28.11.2019)