Peter Waldeck, "Triumph des Scheiterns". 24,– Euro / 253 Seiten. Milena-Verlag, Wien 2019
Cover: Verlag

Sinnbild des Lebens: die Bananenschale. Im klassischen Stummfilm sehen wir sie alle liegen, doch der Protagonist rutscht selbstverständlich darauf aus. Trotz aller gegenteiligen Behauptungen, es gibt im Leben keine Sieger. Hinter jeder Ecke die nächste Katastrophe. Wir alle haben Angst vor ihr und dem daraus resultierenden Chaos. Wir alle stürzen uns munter in sie hinein.

Slapstick ist laut gängiger Theorie der Triumph des Komischen über das Scheitern. Es tut zwar weh, wenn man verliert, aber ab jetzt kann man sich wieder ein wenig weniger vor einem Sturz fürchten. Man kann darüber lachen. Schlimmer kann es nicht mehr kommen.

Immerhin hätte es ohne das Scheitern nicht den Sirtaki in Alexis Zorbas gegeben, ohne die Pestgrube würde der liebe Augustin nicht so fröhlich darüber singen, dass alles hin ist. Scheitern als Chance!

Autor Peter Waldeck wurde in den 1990er-Jahren mit seiner trashigen Performancegruppe Casa Del Kung Fu und garantiert künstlerisch wertlosen Produktionen wie Fantomas – das Action Musical bekannt. Literatur, Manga, Bauerntheater für Bobos und ein Faible für Wrestling gingen im Ring gemeinsam zu Boden.

Literarischer Slapstick

Als Schriftsteller begeisterte der Wiener Spitzbub 2017 mit seinem Roman Die 67 enttäuschendsten Sexfilme aller Zeiten. Darin ging es nur wenig um Sex. Vielmehr knallte ein alter weißer Babyboomer in einer gleichnamigen Kolumne für das kaum noch bekannte Junggesellenmagazin Vice aus den frühen Zehnerjahren öffentlich zunehmend durch.

Ähnlicher Stoff, allerdings noch irrwitziger angelegt, wird jetzt von Peter Waldeck in seinem literarischen Slapstick Triumph des Scheiterns geboten. Die Hauptfigur mit dem begeisternd-blöden Namen Caspar Orlando Tuppy befindet sich karrieremäßig auf Talfahrt.

Der Ästhetikprofessor an der Uni Wiesbaden mit dem zu schicken Dreadlocks geflochtenen Haar ist aufgrund des zunehmenden Verlusts seiner erotischen und intellektuellen Anziehungskraft aus der Mode gekommen und auch als Moderator einer eigenen Kultursendung im Fernsehen und Experte für alles und speziell für die Malerdynastie Brueghel im Fernsehen nicht mehr gefragt.

Das Gute ist trostlos

Gut, dass ihn aus Wien-Bobostan eine Anfrage der Facebook-Dichterfürstin Katarina Wintertod erreicht. Tuppy soll für eine Anthologie einen Text über die Brueghel-Übermutter und geniale Malerin Marth Brueghel schreiben. Blöd nur, dass keiner von ihr je gehört hat ...

Es folgt eine Reise tief ins Herz eines unterbelichteten Narzissmus und in das idyllische Leben der jungen Wiener Selbstoptimierungselite. Hier wird zwischen Mansplaining, Cultural Appropriation, Critical Whiteness, guter alter Hybris, Lackaffentum und schlichter Blödheit alles aufgefahren, was am Watschenbaum der politischen Korrektheit rüttelt. Großes Tennis! Lachen tut weh. Das Gute hat in der Kunst nichts verloren. Das Gute ist trostlos. (Christian Schachinger, 1.12.2019)