Ein muslimischer Türke in Paris: Monsieur Ibrahim (Michael Abendroth) im Volx.

Barbara Pálffy

Mit der Arthouse-Verfilmung von Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran mit Omar Sharif in der Titelrolle wurde der französische Bestsellerautor Eric-Emmanuel Schmitt 2003 auch einem internationalen Publikum bekannt. Der ursprünglich als Theaterstück verfasste, spätere Roman gehört in Frankreich wegen seiner darin verhandelten Religionstoleranz zur Schullektüre und ist auch auf den Spielplänen der Theater häufig zu finden. Schon 2003 präsentierte das Theater Drachengasse eine Inszenierung mit Alexander Wächter. Ab Freitag lässt das Volkstheater Wien eine Neuinszenierung von Jan Gehler (Deutsch von Annette und Paul Bäcker) durch die Bezirke wandern.

Paris in der Rue Bleue in den 1960er-Jahren: Ein jüdischer Teenager mit familiären Problemen schließt Freundschaft mit dem alleinstehenden Inhaber eines kleinen Ladens. Monsieur Ibrahim, ein muslimischer Türke, wird dem jüdischen Buben Moses, genannt Momo, zum väterlichen Freund. Gemeinsam unternehmen sie eine lange Reise durch Europa, die auch in die Türkei führt, wo Ibrahim geboren wurde und wo er Momo mit der Spiritualität des Islam vertraut macht.

Romantizismus

Beim Versuch, schreibend die Grenzen zwischen Glaubensrichtungen abzubauen, gerät der Autor auch ins Fahrwasser religiösen Romantizismus. Wie Regisseur Jan Gehler dem ausweichen wird, ist ab morgen, Freitag, im Volx zu sehen. Es spielen Michael Abendroth, Bagher Ahmadi und Dominik Warta.

Gehler, 1983 in Gera geboren, ist seit seiner Talentprobe, der prämierten Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs Tschick 2011 am Staatsschauspiel Dresden, ein relevanter Regisseur und war ebenda zwischen 2013 und 2016 auch Hausregisseur. Nun inszeniert er erstmals am Volkstheater. (Margarete Affenzeller, 29.11.2019)