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Demonstranten fordern Konsequenzen für Premier Muscat.

Foto: AP / Stringer

Die Affäre um den Mord an der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia hat endgültig die politische Spitze des kleinen Mittelmeerstaates erreicht. Mehrere Medien, darunter die angesehene "Times of Malta", berichteten am Freitag über den bevorstehenden Rücktritt von Premier Joseph Muscat. Der Politiker der Labour-Partei, der das Land seit 2013 regiert, habe Vertraute über seine Pläne informiert. Zuvor hatte Muscat auch mit Staatspräsident George Vella gesprochen. Ein Sprecher des Premiers bestätigte die Berichte zunächst nicht, wies sie allerdings auch nicht zurück.

Dass der Fall vom Oktober 2017 plötzlich wieder hochkocht, hat mit einer Verhaftung vor zwei Wochen zu tun. Damals nahm die Polizei den Geschäftsmann Yorgen Fenech in Gewahrsam, als dieser gerade versuchen wollte, die Inselgruppe mit seiner Yacht zu verlassen. Caruana Galizia hatte, neben anderen heiklen Fällen, über eine Firma namens 17 Black berichtet, die im Besitz Fenechs gestanden war.

Bitte um Begnadigung

Aus öffentlich gewordenen E-Mails geht hervor, dass diese Firma unter anderem eine in Panama beheimatete Unternehmung finanzierte. Diese wiederum befand sich im Besitz zweier Vertrauter Muscats: Tourismusminister Konrad Mizzi und Wirtschaftsminister Chris Cardona. Beide sind diese Woche zurückgetreten – und beide bestreiten, ebenso wie Fenech, in unsaubere Geschäfte oder in den Mord an Caruana Galizia verwickelt gewesen zu sein. Außerdem war am Donnerstag der Stabschef Muscats, Keith Schembri, vorläufig verhaftet worden. Er war von der Polizei im Zusammenhang mit dem Mord befragt worden.

Im unmittelbaren Mordfall Caruana Galizias warten bisher schon drei Männer auf einen Prozess. Gesucht werden noch die Auftraggeber der Tat. Die genauen Zusammenhänge des Autobombenattentats liegen immer noch im Dunkeln – ebenso, welchen konkreten Verdacht die Behörden gegen die nunmehr Verhafteten und Zurückgetretenen hegen.

Fenech war vor der Festnahme Immunität zugesichert worden, was er durch den Fluchtversuch aber zunichtemachte. Seither hat er – vergeblich – bei der Regierung, später bei Präsident Vella um Begnadigung angesucht. (Manuel Escher, 30.11.2019)