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Zum Haareraufen findet Herbert Kickl seinen früheren Chef.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien/Gumpoldskirchen – FPÖ-Klubchef Herbert Kickl glaubt, dass das Ende von Alt-Parteiobmann Heinz-Christian Strache bei den Freiheitlichen absehbar ist: "Ich rede nicht von Wochen oder Tagen sondern von Stunden", meinte er am Samstag in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast". Das Kapitel Strache gehöre geschlossen: "Niemand hat Verständnis dafür, dass man herumzögert."

Endgültig gereicht mit seinem ehemaligen Chef hat es Kickl, als dieser auch noch "die Frechheit" besessen habe, sich der Partei wieder als Vorsitzender anzubieten. Auch sei es etwa eine Provokation Straches gewesen, gerade wieder nach Ibiza auf Urlaub zu fahren.

Dass die Wiener Landesgruppe mit dem Ausschluss zögert, weil sie Angst vor der Konkurrenz durch eine Strache-Liste hat, bestreitet der Klubchef: "Wer das Persönlichkeitsprofil von Heinz-Christian Strache kennt, weiß, dass er es ohnehin machen würde, wenn er die Möglichkeit hat, eine eigene Liste zu gründen." Auf Facebook schreibt Kickl wenig später, dass sich "Strache seit Längerem – wenn auch relativ erfolglos – bei Freund und Feind um Unterstützung dafür bemüht, mit einer eigenen Liste gegen die FPÖ antreten zu können. Rache statt Verantwortungsbewusstsein scheint die Triebfeder".

Ausführliche Erklärung auf Facebook

In diesem Facebook-Posting legt Kickl nochmals ausführlich dar, warum Strache keinen Platz mehr in der FPÖ habe. Zwar sei Ibiza eine Falle gewesen, aber der Anfang vom Ende gewesen. Danach habe sich Strache nicht an geltende Abmachungen gehalten und sich immer wieder politisch eingemischt, etwa mit unabgesprochenen Postings. "Kurz vor der Wahl wurde der FPÖ bekannt, dass es schwerwiegende Vorwürfe gegen seine Person gibt, wonach er über viele Jahre der eigenen Partei falsche Belege zur Finanzierung privater Ausgaben quer durch alle Lebensbereiche untergejubelt haben soll", schreibt Kickl.

"Ich habe nie gedacht, eines Tages zu einer solchen Einschätzung kommen zu müssen. Aber all diese und viele weitere Aktionen, die Heinz-Christian Strache seit Ibiza gesetzt hat, sind in meinen Augen parteischädigend", so Kickl.

Strache will sich an die Zivilgerichte wenden

Wegen des "Vernichtungsfeldzugs" gegen seine Person hat Ex-FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache indessen angekündigt, sich an die Zivilgerichte zu wenden. Er tat das wie bereits zuvor via Facebook. Er werde "die an Kriminalität nicht zu überbietenden Angriffe" nicht länger hinnehmen. Konkreter wurde Strache nicht.

Der frühere Freiheitlichen-Chef bezieht sich jedenfalls auf neue Berichte, wonach er Privatausgaben in dienstliche Rechnungen umwandeln habe lassen, womit sie dann auch von der FPÖ bezahlt wurden. Entsprechende Angaben hatte seine Assistentin laut "profil" gemacht. Ähnliches soll auch einer sein ehemaliger Leibwächter vor den Ermittlungsbehörden ausgesagt haben. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

"Hier handelt es sich nämlich nicht um Behauptungen von unbelasteten und daher glaubwürdigen Zeugen, sondern um Behauptungen von Personen, die selbst beschuldigt sind und die in ihrer Vernehmung versuchen, sich selbst zu entlasten, indem sie mich belasten", schreibt Strache dagegen an. Die Vorwürfe bezeichnet er als haltlos. Er werde beweisen, dass die FPÖ beruflich veranlasste bzw. genehmigte Ausgaben übernommen habe, während private Ausgaben von ihm selbst getragen oder aber jedenfalls von ihm erstattet worden seien. (APA, red, 30.11.2019)