Das am Sonntag stattfindende Referendum zur Trennung zwischen Venedig und Mestre droht wegen mangelnder Wahlbeteiligung zu scheitern.

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Venedig – Das am Sonntag stattfindende Referendum zur Trennung zwischen Venedig und Mestre droht wegen mangelnder Wahlbeteiligung zu scheitern. Um 19 Uhr hatten lediglich 18,6 Prozent der 207.000 Wahlberechtigte ihre Stimme abgegeben. Die Wahllokale sind am Sonntag noch bis 23 Uhr offen. Erwartet wird, dass das für die Gültigkeit des Referendums notwendige Quorum von 50 Prozent der Stimmen verfehlt wird.

Lediglich 38.513 der Wahlberechtigten hätten bis 19 Uhr ihre Stimmen abgegeben, teilte die Gemeinde Venedig mit. Damit droht auch das fünfte Referendum in 40 Jahren über die Trennung zwischen der Lagune und dem "Festland" Mestre zu scheitern. Gegen die Trennung ist der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, der die Wähler zur Stimmenenthaltung aufgerufen hatte, um die Volksbefragung scheitern zu lassen.

Politische Frage

Für die Trennung sind die rechte Lega, autonomistische Bewegungen und die populistische Fünf-Sterne-Bewegung. Die Demokratische Partei (PD) und die Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi wehren sich dagegen. Die Befürworter der Scheidung sind der Meinung, dass die Trennung dem Bürgermeister von Venedig ermögliche, sich ausschließlich auf die Bedürfnisse der Lagunenstadt zu konzentrieren, die ganz anders als jene von Mestre und Umgebung seien. Nur ein Bürgermeister, der ganz auf Venedig konzentriert sei, könne die Stadt vor Hochwasser, Massentourismus und der Einwohnerflucht retten.

2003 noch 48 Prozent Befürworter

Beim letzten Referendum im Jahr 2003 hatten es die Teilungsbefürworter auf 48 Prozent der Stimmen geschafft. Zwei von drei Venezianern leben mittlerweile auf dem Festland, gut 200.000 allein in der Industriestadt Mestre und Umgebung. Die Einwohnerzahl in Venedig ist dagegen seit Jahrzehnten rückläufig und seit 1952 von 175.000 auf unter 55.000 geschrumpft. Die Zahl der Bewohner Mestres ist also wesentlich höher als die Venedigs, weshalb das Festland nicht nur den venezianischen Bürgermeister bestimmt, sondern auch den Ausgang des Referendums. (APA, 1.12.2019)