Rien ne va plus. Mit Peter Sidlo im Vorstand war kein Spiel zu machen. Das hat die Casinos Austria eingesehen, deren Aufsichtsrat sich nun der blauen Glücksfee entledigt hat. Zu groß war der Druck auf den teilstaatlichen Konzern, dessen Glückssträhne gerissen ist, seit eine ziemliche üble Postenschacherei ans Licht kam. Sollten die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe stimmen, wonach sich Politiker und Novomatic Kasinolizenzen ausschnapsten, wäre der Skandal perfekt. Das schreit nach harten Konsequenzen. Die Ablöse Sidlos kann da nur ein erster Schritt gewesen sein.

Die Casinos Austria tat sich mit der Aufarbeitung der Affäre von Anfang an ziemlich schwer. Seit Mai berichtet DER STANDARD über die Verdachtslage. Sie beruhte zwar anfänglich im Wesentlichen auf einer anonymen Anzeige, hatte aber wegen des negativen Gutachtens von Egon Zehnder schon ein recht nahrhaftes Substrat. Warum wurde der frühere FPÖ-Bezirksrat Sidlo in den Vorstand gehievt, wenn ihn der Headhunter als ungeeignet ansieht?

Der Aufsichtsrat der Casinos Austria hat sich der blauen Glücksfee Peter Sidlo entledigt.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Im Sommer wurde dann auch der Eiertanz im Aufsichtsrat bekannt. Da Sidlo nicht konsensfähig war und Einwände eingingen, er sei das Einfallstor für die FPÖ-Novomatic-Allianz in der Casinos Austria, begann die goldene Zeit der Gutachter. Rechtsexperten wurden mit der Prüfung beauftragt, ob sich der Aufsichtsrat bei der Bestellung Sidlos haftbar mache. Rechtsexperten begutachteten im Auftrag des Präsidiums, ob der Bericht von Egon Zehnder zu Peter Sidlo dem gesamten Aufsichtsrat vorgelegt werden müsse. Doch damit nicht genug: Wegen der unterschiedlichen Auffassungen der Experten ließ man das Gremium zur Sicherheit noch abstimmen, dass es die Information gar nicht benötige.

Verschleierungstaktik

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In der teilstaatlichen Casinos Austria beschließt das wichtigste Kontrollorgan, ein Bericht von größter Bedeutung möge ihm doch bitte nicht vorgelegt werden. Das erinnert frappant – Pardon – an die drei Affen und ihr Credo: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Aus falsch verstandener Loyalität, mangelndem Rückgrat, wahrscheinlich auch aus Angst vor Konsequenzen beraubte man sich selbst der Faktenbasis.

Doch damit nicht genug: Die beschuldigten Aufsichtsräte enthielten sich bei Sidlos Abberufung zwar der Stimme und machten den Abflug somit erst möglich, doch dass sie überhaupt noch im Gremium vertreten sind, ist angesichts der Vorfälle schwer verdaulich. Walter Rothensteiner, Josef Pröll und Novomatic-Chef Harald Neumann zogen die Fäden bei der Aufarbeitung der Causa und beauftragten die entsprechenden Gutachter. Nun handelt es sich dabei zwar um angesehene Fachleute, doch schon mit der Auftragsvergabe wird die Untersuchung massiv eingeschränkt. So flossen beispielsweise die erst im November bekanntgewordenen Chat-Protokolle nicht mehr in die Prüfung ein.

Die Verschleierungstaktik schadet nicht nur der Casinos Austria und dem Ruf der Aufsichtsräte generell, sie hat auch ziemlich kurze Beine. Denn spätestens im kommenden Jahr wird die Posse um die Bestellung Sidlos im Untersuchungsausschuss genau beleuchtet werden. Je mehr heute vertuscht wird, desto größer wird morgen der Aufschrei sein. Wollen die beschuldigten Aufsichtsräte nicht vollends das Gesicht verlieren, sollten sie rasch von ihren Ämtern zurücktreten. (Andreas Schnauder, 2.12.2019)